Valentina Scheffler bringt Natur in den Alltag der Mitmenschen in Neuwiedenthal

Neuwiedenthal. Bislang fiel der von teilweise hohen, tristen Wohnblöcken geprägte Stadtteil so gar nicht wegen seiner blühenden Gärten auf. Valentina Scheffler, 73, bemüht sich seit sechs Jahren, dies zu ändern und etwas mehr Natur in den Alltag ihrer Mitmenschen zu bringen.

Nach und nach hat sie mit Hilfe ihres Mannes Gottfried, 90, und ihrer Nachbarin Antonia Bilew einen schmalen Grünstreifen vor ihrem Wohnhaus, einem mehrgeschossigen Gebäude am Rehrstieg, in eine blühende Oase verwandelt. In leuchtendem rot und zartem rosa blühen Dahlien, Hortensien und Rosen um die Wette. Valentina Scheffner hat auch kleine Chrysanthemenbüsche gesetzt, Begonien und Sonnenblumen. Viele Neuwiedenthaler bleiben stehen, wenn sie diese Blumenvielfalt sehen. Auch Jelena Murdasova zieht es zu dem kleinen Paradies inmitten von Hochhäusern. "Es macht so viel Freude, diesen kleinen Garten zu sehen. Ich hätte auch gerne eine kleine Oase, wohne aber im 15. Stockwerk und habe nur einen verglasten Patio, sagt sie.

Valentina Scheffler und ihr Mann werden oft auf ihr Hochhaus- Paradies angesprochen, wenn sie dort werkeln. In welcher Etage sie wohnen, sehen Besucher gleich. In den Blumenkästen ihres Balkons haben die beiden knallrote Geranien gepflanzt. "Ich kann ohne meinen Garten, ohne in und mit der Erde zu arbeiten, nicht leben", sagt Valentina Scheffler. Kurz nachdem die beiden eingezogen waren, hatten sie den Hausmeister gefragt, ob sie das Areal vor dem Haus verschönern dürfen. "Er hat gleich zugestimmt und wir haben losgelegt", sagt sie. Es sei viel Arbeit gewesen, die ehemalige vermüllte Unkrautwüste in ein Blumenmeer zu verwandeln. "Ich kaufe alle Stauden und Büsche von meinem eigenen Geld. Das können einige Leute nicht verstehen. Aber so bin ich eben", sagt die 73-Jährige. 1993 ist sie aus Kasachstan nach Deutschland gekommen. In ihrer Wohnung, im Treppenhaus und im Flur stehen ihre Pflanzen. Da viele Neuwiedenthaler bewundernd am Gartenzaun verweilen, kommt sie mit vielen ins Gespräch. "Der Anblick erinnert mich immer an meine Heimat in Tscheljabinsk. Dort war es so schön. Wir haben auch Gemüse angebaut", sagt Jelena Murdasova. In Gegensatz zu Valentina Scheffler, deren Kinder und Enkelkinder in der Nähe wohnen, hat sie keine Verwandten in Hamburg und fühlt sich ein wenig einsam. Umso mehr genießt sie die Gespräche in der Nachbarschaft. Dann sind Heimweh und Einsamkeitsgefühle für eine halbe Stunde inmitten der Blumen von Valentina Scheffler und Gottfried Bauer vergessen.