Syrisch-Orthodoxe St. Maria & St. Shmuni-Gemeinde eröffnete am Wochenende mit einer feierlichen Zeremonie ihr Gotteshaus in Sinstorf.

Sinstorf. Mit einer feierlichen Zeremonie ist die neue Syrisch-Orthodoxe Kirche St. Maria & St. Shmuni (Simona), Winsener Straße 187, von mehreren Bischöfen der urchristlichen, aramäischen Glaubensgemeinde am Wochenende eingeweiht worden. Auch Jesus sprach aramäisch, ähnlich der hebräischen Sprache.

Erzbischof Dr. Julius Johannes Aydin (Deutschland), Severinus Saume (Belgien/Frankreich), Polykarpus Augin Aydin (Holland), Clemens Augin Kaplan (Amerika), Philoxenus Matthias Nais (Damaskus/Syrien) assistiert von Pastor Demir Semun aus Paderborn durchtrennten mit Scheren, als Zeichen der Eröffnung, eine rote Schleife am Zugang von Kirchensaal und Altar.

Alle gut 450 Mitglieder der Syrisch-Orthodoxen Kirchengemeinde im Bezirk Harburg, Vertreter anderer Kirchen und auch Politiker aus der Harburger Bezirksversammlung sowie Vertreter der Bezirksverwaltung nahmen an den Einweihungsfeierlichkeiten und am Gottesdienst teil. Die aus etwa 40 Familien bestehende Syrisch-Orthodoxe Gemeinde in Harburg hatte in den Vorjahren für ihre Gottesdienste die Räume der katholischen Harburger St. Maria Kirche am Museumsplatz nutzen können. Aber die Doppelnutzung der Kirche war für beide Seiten als Dauerzustand nicht geeignet.

Vor fünf Jahren übernahm die Gemeinde ein ehemaliges Fitness-Center mit etwa 1000 Quadratmeter Nutzfläche an der Winsener Straße in Sinstorf, um sich den Traum von der eigenen Kirche zu erfüllen. Pfarrer Moses Dogan, der Kirchenrat und alle Mitglieder der Gemeinde zogen dabei an einem Strang, sammelten Geldspenden und steckten seit 2007 fast jede Minute ihrer Freizeit in das Vorhaben. Manch einer griff dabei zur Maurerkelle und legte selbst Hand mit an, um Kosten zu sparen. Etwa 1,2 Millionen Euro waren an Spenden gesammelt worden.

Aziz Acan, erster Kirchenratsvorsitzender, war sogar in die alte aramäische Heimat vieler der Gemeindemitglieder, in die Ost-Türkei, gereist und hatte dort in den Steinbrüchen des Tur Abdin Gebirges nach geeignetem Basalt für den Altar, die Brüstungen und die Ornamente für die Innenausstattung der Kirche gesucht. Und er hatte dort auch Steinmetze gefunden, die alle Steine wunschgemäß liefern konnten.

Das fertige Baumaterial wurde dann per Schiff nach Hamburg transportiert, darunter auch Marmorfliesen aus Indien. Aziz Acan, von Beruf Schlosser auf der Sietas-Werft, war wie viele seiner Glaubensbrüder nach Feierabend fast täglich auf der Baustelle - gut vier Jahre lang. Zwei ältere Gemeindemitglieder, 60 und 80 Jahre alt, kannten noch die Technik, wie Ornamente in den Heimatkirchen zusammengefügt worden waren.

Umso größer die Freude, dass die Kirche jetzt eingeweiht ist und für alle Feiern genutzt werden kann. Der mit roten Vorhängen und Ikonen der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes bestückte Altarbereich des Gotteshauses wird als königliches Tor bezeichnet. Rechts eine Pagode mit dem Taufbecken, links eine Pagode mit Beichtraum. Der Kirchensaal mit dem Altar ist nach Osten ausgerichtet

Der Haupt-Gottesdienst ist sonntags. Da ist dann die ganze Gemeinde für mindestens drei Stunden versammelt. Auch sonnabends ist Gottesdienst. Dann kommen aber meistens Ältere, die nicht mehr zur Arbeit müssen. Der Kirchenbesuch ist bei der Aramäern erkennbar keine Pflichtveranstaltung. Ihr Glaube ist Lebensinhalt und mit Fröhlichkeit verbunden.