SPD-Mehrheit im Stadtplanungsausschuss beschließt die Aufnahme des B-Planverfahrens

Harburg. Mit Mehrheitsbeschluss der SPD-Fraktion im Harburger Stadtplanungsausschuss ist die Verwaltung nun beauftragt, das bereits seit vier Jahren schlummernde Bebauungsplanverfahren Neuland 23 zur Ansiedlung von Logistikunternehmen, nördlich der Neuländer Straße, am Autobahnanschluss der A 1, in Gang zu bringen. Für das etwa 20 Hektar große Wiesengelände geht damit auch eine Änderung des bisherigen Flächennutzungsplans und des Landschaftsprogramms einher.

Um Ausgleichsbedarf für die Umwelt auszuloten, soll noch ein Gutachten in Auftrag gegeben werden. Die Opposition aus CDU, GAL, FDP und Linke stimmte geschlossen gegen die Aufnahme des B-Planverfahrens. "Das ist Einzelmurks ohne Gesamtkonzept", konstatierte CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer. Und Jürgen Duenbostel (Linke) hält das Gelände gar für geeignet, selbst als Ausgleichsfläche für andere Bauvorhaben herzuhalten.

Carl-Henning von Ladiges, Leiter des Fachamts für Stadt- und Landschaftsplanung, verwies auf den Senatsbeschluss von 2007 zur Entwicklung von Logistikflächen. Für Neuland spreche die günstige Verkehrsanbindung neben der Autobahn. Landschaftsschutz sei vom Senat aufgehoben und wegen des Autobahnlärms komme auch Ausweisung als Industriegebiet mit 24-Stunden-Betrieb in Betracht. Für intensiven Flächenverbrauch der Logistikbranche wäre es allerdings notwendig, eine drei- bis vierfache Ersatzfläche für die Umwelt auszuweisen. Der Bezirk Harburg hätte die Ersatzflächen selbst nicht mehr zu bieten. Im Bezirk Bergedorf soll es noch Ausgleichsmöglichkeit geben. Die Logistikfläche ist im Westen nach wie vor in Höhe Wendts Weg von einem Grundstück begrenzt, das für die Ansiedlung einer Golf Driving-Range vorgesehen ist. Eine Baugenehmigung liegt vor. Der Antragsteller ist in der Angelegenheit aber noch nicht aktiv geworden.

Bereits vor drei Jahren hatte der Stadtplanungsausschuss zum B-Planverfahren Neuland 23 Experten zu Wort kommen lassen. Die sagten, dass auf dem Gelände zwei Vogel- und zwei Fledermausarten beheimatet seien, die in Hamburg auf der Roten Liste stünden - außerdem zwei Tagfalterarten, vier Libellenarten und vier Pflanzenarten. Laut Bio-Gutachter Ingo Brandt seien dort auch Erdkröten, Teichmolche, Gras- und Grünfrösche zu Hause. Vogelkundler wollen an der Autobahn sogar den scheuen Wiesenvogel Wachtelkönig (crex crex) mit seinen Knarzgeräuschen gehört haben.

Hamburg hatte zwischen 2001 und 2008, zu Zeiten von Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU), Ausschau nach Flächen für Logistikansiedlung im Stadtgebiet gehalten und dabei im Bezirk Harburg Gelände in Fischbek, nördlich der Bundesstraße 73, Am Radeland und Gut Moor sind bereits aus dem Rennen. Fischbek ist problematisch. Nun ist Neuland letzte Chance für Logistikansiedlung.