Die Torschlusspanik, die Badeseesaison könne endgültig vorbei sein, treibt mich jedes Jahr im September noch einmal ins Wasser.

Ich war noch einmal baden - draußen. Im See. "Du willst da wirklich rein? Hast du einen Knall?", fragte mich meine Freundin Katinka, als ich mein Handtuch auspackte. "Wieso, das Wetter ist doch schön", erwiderte ich trotzig. "Und wer weiß, es ist vielleicht der letzte warme Tag im Jahr."

Die Torschlusspanik, die Badeseesaison könne endgültig vorbei sein, treibt mich jedes Jahr im September noch einmal ins Wasser. Statt des Sommerbikinis trage ich einen dicken Badeanzug. Irgendwann kaufe ich mir einen echten Neoprenanzug.

Mit den Zehenspitzen teste ich das Wasser. Brrr! Aber kneifen gilt nicht. Besonders nicht vor den Augen der Hardcore-Omas. Seit Menschengedenken hüpfen sie täglich einmal in den See, ungeachtet der Temperatur - die abgebrühtesten Frauen der Welt. Es würde mich nicht wundern, wenn sie es sogar im Winter täten.

Also rein, und zwar schnell. Zuerst kraule ich wie wild, als ob ich der Kälte davonschwimmen könnte. Nach dem ersten Schock kommt der Schmerz: Das eisige Wasser beißt, besonders in den Hals, der nicht vom Badeanzug geschützt ist.

Als meine Haut taub geworden ist, fange ich an, mich zu entspannen. Schön, wie die Sonne auf dem See glitzert. Einige Enten ziehen vorbei. Sie beäugen mich misstrauisch. Links schwimmt schon das erste Herbstlaub, bloß nicht hingucken. Eigentlich ist es gar nicht so kalt. Auf jeden Fall wärmer als die Ostsee. Noch ein Stück weiter.

Vielleicht sollte ich doch langsam raus, denke ich nach einer Weile, schade, aber bestimmt vernünftig.

Draußen, wieder warm und trocken, fühle ich mich wie neu geboren. "War's nicht zu kalt?", fragt Katinka jedes Mal. Ich glaube, sie ist ein bisschen neidisch.