Die ersten verließen bereits das Abteil unseres Zuges, weil sie das unaufhörliche Geplapper nicht mehr aushalten konnten.

Andere waren in lustige Gespräche mit ihren unbekannten Zugnachbarn geraten. Alleinreisende hielten sich den Bauch vor Lachen. Und alle wussten, dass sie so eine Live-Show noch nie erlebt hatten.

Was war geschehen? Als ich das Abteil betrat, war alles schon in vollem Gange. Eine streng wirkende, sehr aufrecht sitzende Dame in herbstlichen Jahren telefonierte. In unnachahmlichem Hamburger Slang à la Marlene Jaschke - und vor allem ununterbrochen - war sie in eloquent-regem Kontakt mit einem Menschen auf der anderen Seite ihres Telefonnetzes. Nach kurzer Zeit wussten wir alles. Dass Luise den Apfelsaft selbst herstellt, der Kinderlärm vorm Haus zwar unerträglich aber auch normal ist und schließlich: Was soll man mache?. So sind die Zeiten heute. Und nein, in die Kirche gehe sie nicht mehr, dort sitzen neuerdings so viele neue, alles Zugereiste. Onkel Erich? Den hätte man verbrannt, war sein Wunsch gewesen.

Mein hinterer Mitfahrer hielt sich ein Taschentuch vors Gesicht, um unvorhergesehenes Losprusten akustisch einzudämmen. Mit den Reisenden zur Linken verband mich die Suche nach dem Namen dieses Komikers, der keinen Satz zu Ende sprechen kann, dafür aber den nächsten nahtlos beginnt. Piet Klocke, tönte es vor der Reihe hinten rechts.

Unbeeindruckt von den Abteilaktivitäten, die sie selbst in Gang gebracht hatte, plauderte Marlene jetzt lauthals wie zuvor von der neuen Matratze im Angebot und dass sie das Gespräch demnächst beenden müsse. Endstation. Und noch einmal schönen Gruß an meine humorbegabten, unbekannten Mitreisenden.