Nach nächtlicher Brandstiftung fühlen sich Fleestedter nicht mehr sicher. Opfer sind entsetzt über Schaulustige.

Fleestedt. Fassungslos stehen Monika Raap-Neumann, 44, und ihre Tochter Jana, 22, vor ihrem ausgebrannten Carport auf ihrem Grundstück an der Friedrich-Scheunemann-Straße. Pflanzen im Vorgarten sind verkohlt, die Flammen haben eine Jalousie verschmoren lassen, zwei Fenster des Reihenhauses zerbarsten aufgrund der Hitzeentwicklung. Es riecht nach Qualm. Der wilde Wein mit den kleinen grünen Trauben, der sich an der Fassade empor rankt, ist verschmort. Die Fleestedterin ist froh, dass bei dem Brand niemand verletzt wurde. "Wir sind noch einmal mit dem Leben davongekommen", sagt Monika Raap-Neumann und schüttelt den Kopf.

Vor einer Woche, in der Nacht von Freitag, 16. September, auf Sonnabend, 17. September, etwa um 1.30 Uhr, schrak die 44-Jährige aus dem Schlaf. "Ich war stark erkältet, habe im Wohnzimmer übernachtet. Plötzlich hörte ich es knacken und knirschen. Dann sah ich die Flammen", berichtet sie. Schnell weckte sie ihren Mann Bernd, ihren Sohn Lennart, 15, und Jana. Alle stürmten ins Freie. "Das war gefährlich, weil sich das Feuer schon ins Buschwerk an der Vortreppe fraß", sagt Raap-Neumann. Schnell wurde noch das Kaninchen aus dem Holzverschlag gerettet und "dann mussten wir mit ansehen, wie unsere Autos verbrannten. Besonders um unseren alten Volvo 240, ein Liebhaberstück, in das wir viel Geld gesteckt haben, tut es uns leid."

Innerhalb kürzester Zeit seien nicht nur Feuerwehr und Polizei, sondern auch viele Schaulustige vor Ort gewesen. Jana Neumann: "Die haben aus ihren Autos heraus Fotos mit ihren Handys von dem Brand und vielleicht auch von uns gemacht. Wir waren entsetzt."

Die Flammen erfassten auch den Wagen einer Nachbarin, der nun ebenfalls total zerstört in der Einfahrt steht. Auf der Rückbank liegen ein verbrannter Ledersattel und andere verkohlte Reitutensilien. Rot-weißes Polizeiabsperrband wurde um den Carport gespannt. "Die Polizei wird noch herausfinden, wie die Brandstifter vorgegangen sind. Es ging alles so schnell. Und dann diese Hitze", sagt Raap-Neumann. Aufgrund der hohen Temperaturen zersprangen auch ein paar Fensterscheiben vom Mietshaus gegenüber. Die Häuser an der kleinen Straße stehen dicht an dicht. Wäre es an jenem Katastrophenabend windig gewesen oder wäre die Feuerwehr später eingetroffen - "ich mag gar nicht daran denken, es wäre die Hölle geworden", sagt die 44-Jährige.

Die Nachbarn sind entsetzt. "So etwas ist hier noch nie passiert. Das ist eine ruhige Gegend. Keiner hat Streit mit den Nachbarn. Man hilft sich", sagt Magda Schipke, 88. Auch in ihrer Wohnung und in der ihres Nachbarn Peter Bergmann, 68, müssen Fenster ausgewechselt werden. "Wir sind wach geworden, als es klirrte. Dann sahen wir das Feuer. Ich bin jetzt noch nervlich fertig deshalb. Wer macht so etwas", fragt sich die 88-Jährige.

Nach Zeugenangaben sollen es Jugendliche gewesen sein, die nachts durch den Straßenzug spazierten. Die kleine Gasse liegt verkehrsgünstig zwischen Bahnhof und Bushaltestellen. "Und hier wird jungen Leuten auch so gut wie nichts geboten. Da machen die Unfug", sagt Jana Neumann.

Dass etwas Schlimmes passieren wird, habe sich schon Tage zuvor angekündigt. "In Glüsingen standen Heuballen in Flammen, hier in der Nähe brannten Mülltonnen", so die 22-Jährige. Polizisten hätten ihr mitgeteilt, die Täter wüssten gar nicht, was sie mit ihrer Zündelei anrichten. "Immer wenn es dunkel wird, bekomme ich Angst, höre auf jedes Geräusch, schaue mir an, wer durch die Straße geht", sagt sie. Oft denkt sie daran, "dass es ja auch hätte anders ausgehen können und wir in unseren eigenen vier Wänden verbrannt wären." Sie hofft, dass die Polizei die Täter schnell findet. "Ihnen soll klar gemacht werden, was sie mit ihrem Unfug anrichten. Man fühlt sich in seinem Zuhause nicht mehr sicher", sagt Jana Neumann.