Kurswechsel in der Sozialbehörde sorgt für Verärgerung im Bezirk. Anstatt 20 sollen nun bis zu 200 Wohnungslose in Harburg untergebracht werden.

Harburg. Nun ist alles wieder beim Alten im Rahmen der Diskussion um die Obdachlosenunterkünfte in Harburg. Wie berichtet, wurde im Sozialausschuss darüber beraten, dass die Sozialbehörde lediglich 20 Wohnungslose und Zuwanderer, wenn es denn einen Bedarf gibt, in Harburg unterbringen wollte. Zu diesem Zweck sollten die Unterkünfte an der Wetternstraße renoviert werden. Das hatte Harburgs Sozialdezernent Holger Stuhlmann von der Behörde auch schriftlich.

Bis gestern Nachmittag. Dann erhielten Verwaltung und Ortspolitik ein neues Papier der Sozialbehörde. Und nun steht alles wieder auf Anfang. Harburg habe, so heißt es, durchaus Kapazitäten für 200 Obdachlose und Zuwanderer. Diese können an vier Standorten, also an der Wetternstraße - durch bauliche Verdichtung und Containerinstallation könnten hier 110 Plätze entstehen - an der Bremer Straße 242b (35 Männer und Frauen) und an der Hasselwerder Straße (bis zu 40 Menschen) untergebracht werden.

Sanierung und Baumaßnahmen an der Wetterstraße sollten noch dieses Jahr vorgenommen werden, heißt es im Behördenpapier. Immerhin wird zugebilligt, dass Behördenvertreter mit der Bürgerinitiative Wetternstraße, mit Sozialdezernent Stuhlmann und Bezirkspolitikern sprechen wollen. "Thema soll sein, wie ein Platzausbau an der Wetternstraße sozial verträglich umgesetzt werden kann", schreibt Staatsrat Jan Pörksen.

Weshalb dieser Kurswechsel? "Die Behörde behauptet, dass die Mitarbeiter des Amtes und von "Fördern und Wohnen" zuvor nicht autorisiert dazu waren, die Personenanzahl für Harburg auf 20 festzulegen", sagt der CDU-Kreischef Ralf Dieter Fischer. Damit werden nicht nur jene Angestellte düpiert, sondern auch Harburgs Verwaltung und Politikervertreter. Denn eigentlich sollte das Thema Unterbringung von Wohnungslosen auf der Tagesordnung der Bezirksversammlung, die am Dienstag, 27. September, im Rathaus ausgerichtet wird, erscheinen. Da die Sozialbehörde den Harburgern nun noch einen Monat Beratungsfrist zubilligt, wollte die SPD-Mehrheitsfraktion diesen Punkt nun kurzfristig von der Tagesordnung nehmen und im Oktober wieder vorlegen. "Das ist mit der CDU nicht zu machen. Wir wollen debattieren", so Fischer. - Die SPD allerdings nicht. "Wir sind nicht glücklich darüber, wie die Sozialbehörde hier verfährt", sagt Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung. Es mache aber Sinn, mit allen Beteiligten zu diskutieren. Fischer: "Aus meiner Sicht ist es ein befremdlicher Umgang, wenn nahezu täglich neue Bedarfseinschätzungen vorgelegt werden und so ein Informationswirrwarr verursacht wird. Ein solcher Umgang mit den Bürgern im Bezirk ist unerträglich."