Viele Prominenente aus dem Hamburger Süden verabschiedeten Rolf Schriefer, dem Redaktionsleiter der Harburger Rundschau.

Harburg. Ein Liebhaber geschliffener Worte und ein Kenner der südlichen Metropolregion Hamburg verabschiedet sich in den Ruhestand: Zehn Jahre war Rolf Schriefer, 62, als Redaktionsleiter der Harburger Rundschau Geschichten auf der Spur, die die Menschen im Hamburger Süden berührten und bewegten. Am Montagvormittag erwiesen ihm prominente Vertreter von Wirtschaft, Politik, Kultur und Kirche im Hotel Lindtner in Heimfeld die Ehre und wünschten ihm alles Gute für den nächsten Lebensabschnitt.

"Mit Rolf Schriefer geht eine Ära in Harburg zu Ende", sagte der stellvertretende Chefredakteur des Hamburger Abendblattes, Matthias Iken. Rolf Schriefer fing 1979 gleich nach dem Examen als freier Mitarbeiter bei der Harburger Rundschau an, 1981 wurde er Redakteur. Es folgten Einsätze bei der Landeszeitung in Lüneburg, als Reporter bei Bild am Sonntag, als Leiter Reportage beim Berliner Kurier und als Ressortleiter bei Bild-Hamburg. Seit dem 13. August 2001 leitete Rolf Schriefer die Geschicke der Harburger Rundschau.

"Er hat Profil ohne die dazugehörige Neurose, er ist ein Schauspieler ohne Zurschaustellung, er hat Rückgrat ohne verknöchert zu wirken, und er kann über sich selbst lachen", bilanzierte Matthias Iken mit den Worten der Harburger Redaktionskollegen.

Rolf Schriefer erinnerte an seine erste Aufmacherüberschrift als Redaktionsleiter: "Katerstimmung wg. Haidmärker". Es ging um Pläne, im Freilichtmuseum am Kiekeberg eine historische Kornbrennerei zu eröffnen. Er habe auch mit solchen Überschriften etwas mehr Farbe und Leben in den Harburg-Teil bringen wollen. Mit dem Komiker Heinz Erhardt sagte Rolf Schriefer: "Das Gegenteil von Abschied ist Anschiet". Er wolle jetzt mehr Zeit in seinem Ferienhaus in Schweden und auf seinem Motorrad verbringen, aber auch weiterhin journalistisch tätig sein. Seine Maxime für den Harburg-Teil des Hamburger Abendblattes war immer: "Die Menschen in der südlichen Metropolregion Hamburg sollen sich darin wiederfinden. Und diese Region ist eine wichtige und starke Region." Zum Schluss sagte Rolf Schriefer in Anlehnung an die Politikerin Hildegard Hamm-Brücher: "Man sollte gehen, so lange ein paar Leute noch 'Schade!' sagen."

Und "Schade!" sagten viele an diesem Tag. "Rolf Schriefer ist einer der wenigen Journalisten, die mit Worten und deren wahrer Bedeutung noch sehr gut umgehen können", sagte der Harburger Planer und Investor Udo Stein.

"Er ist ein intelligenter und bodenständiger Mensch", befand der Vorstand der Süderelbe AG Jochen Winand. "Ich habe Rolf Schriefer in der Freizeit auch als hervorragenden Laien-Schauspieler kennengelernt."

Der Bundesvorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung Dr. Josef Schlarmann, lobte dessen "außerordentlichen Wortwitz - seine Vorlesungen auf Platt sind auf den Weihnachtsfeiern der Winsener Rotarier immer der Höhepunkt. Wenn es ein Ohnsorg Theater im Hamburger Süden gäbe, wäre Rolf Schriefer der Hauptdarsteller."

"He snackt Plattdütsch und ik ok", sagte der Seevetaler Landtagsabgeordnete Norbert Böhlke (CDU), "dadurch entsteht eine gewisse Verbundenheit. Wer wie Rolf Schriefer im kleinen Quarrendorf lebt, der kann aus eigenem Erleben über den Landkreis Harburg berichten." Böhlkes Fraktionskollege Heiner Schönecke nannte Rolf Schriefer einen "verlässlichen Streiter für den Landkreis Harburg". Der Leiter der Regionalausgaben des Hamburger Abendblattes, Ralph Klingel-Domdey, bezeichnete den scheidenden Redaktionsleiter als einen "humorvollen und sehr menschlichen Kollegen".

Nachfolger von Rolf Schriefer wird der Leiter der Regionalausgaben für Lüneburg und Stade/Buxtehude, Frank Ilse, 55. Der Hittfelder wird künftig alle drei "Süd-Regios" verantworten. Frank Ilse heuerte im Jahr 1986 beim Hamburger Abendblatt an. Er war vor seiner Tätigkeit im Hamburger Süden stellvertretender Politikchef des Abendblattes.