Zur Einweihung gab es Lob von Landkreis, Stadt und Landesschulbehörde. An der Schule lernen seit Schuljahresbeginn 150 Fünftklässler.

Winsen. Ein bisschen aufgeregt sei sie schon, sagte Anouk, 10. Schließlich säßen viele wichtige Leute im Publikum. "Aber ich habe ja zwei gute Jungs an meiner Seite." Mit Joel und Jendrik, beide 11, führte die Fünftklässlerin gestern durch die Einweihungsfeier der Integrierten Gesamtschule (IGS) Winsen-Roydorf.

"Wir sind stolz auf unsere Schule", sagte der Kommissarische Schulleiter Matthias Aschern. In nur sieben Monaten Vorbereitungszeit hätten die Mitglieder der Planungsgruppe den Start vorbereitet. Dies sei nur möglich gewesen, da es zahlreiche Unterstützer, darunter die Stadt, der Landkreis und die Grundschulen vor Ort, gegeben habe. "Das Baby ist nun auf der Welt", sagte Sybille Winter, Kommissarische Didaktische Leiterin. "Jetzt ist es unsere Aufgabe, die hohen Erwartungen zu erfüllen." Dafür sei ständige Weiterentwicklung wichtig, sagte Aschern. Er nannte die gebundene Ganztagsschule, feste Stellen für Sozialpädagogen und eine Klassengröße von 24 Schülern als nächste Ziele. "An diesen Forderungen des Landeselternrats ist nichts Revolutionäres. Wir finden das richtig."

Zu den Gratulanten gehörte auch Landrat Joachim Bordt. Er versprach, alles dafür zu tun, dass die Schule ein Erfolg werde. Die notwendigen Räume würden "nach und nach" geschaffen. "Der Landkreis wird jeweils für die neuen fünften Klassen Geld in die Hand nehmen." Für den Anfang hatte die IGS fünf Klassenräume, einen Raum für eine Kooperationsklasse, zwei Gruppenräume und ein Lehrerzimmer bekommen. Zu den Vor- und Nachteilen verschiedener Schulformen wollte Bordt sich - nach dem langen Ringen um die IGS - an diesem Tag nicht äußern. "Ob es tatsächlich einen Königsweg der Schulformen gibt, bezweifle ich. Schon deshalb, weil immer neue Anforderungen auf uns zukommen." Dennoch seien im Landkreis Gesamtschulen zurzeit "der Renner". Die erste IGS war vor einem Jahr in Buchholz eröffnet worden. In Winsen wurden 267 Schüler angemeldet - nur 150 bekamen per Losverfahren einen Platz.

Die IGS zieht in das Gebäude der Realschule II, die in den kommenden Jahren ausläuft. Ihr Leiter, Rainer Ebel, bedauerte dies, wünschte der neuen Schule jedoch viel Glück. Bisher funktioniere die Zusammenarbeit der beiden Kollegien sehr gut. Winsens Erster Stadtrat Christian Riech sagte: "Die Eltern haben sich für diese Schulform ausgesprochen." Die IGS ergänze das gute Schulangebot in der Stadt, dies sei zudem ein Standortvorteil, der Winsens Image als Familienstadt weiter stärke. Aus der Niedersächsischen Landesschulbehörde überbrachte Marianne Assenheimer Glückwünsche. "Die IGS bringt frischen Wind in die Schullandschaft." Jetzt hieße es, die hohen Ansprüche in die Praxis umzusetzen. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie den eingeschlagenen Weg für den richtigen hält. "Individuelle Förderung ist das Zauberwort der jüngsten OECD-Bildungsstudie. Ich bin sehr optimistisch, dass sich die IGS Winsen mit diesem Ansatz immer weiter entwickelt."

Für die Einrichtung einer IGS in Winsen hat sich neben SPD und Grünen vor allem die Elterninitiative "Eine Schule für alle" eingesetzt. Sie fordert neben den Schulen in Buchholz und Winsen weitere Standorte im Landkreis. Den Bedarf sieht auch Inga Rohmann, die sich in der Initiative engagiert hat und in der Planungsgruppe für die IGS Winsen als Gast von Elternseite mitgearbeitet hab. "Der Gruppe hat ein gelungenes Konzept erarbeitet", sagt die Mutter einer Viertklässlerin. "Ich hoffe, dass meine Tochter im kommenden Schuljahr einen Platz an der IGS bekommt." Hier würden Kinder nicht zu früh auf einen Abschluss festgelegt, sagt Rohmann. "Außerdem werden an der IGS ganzheitliches Lernen und die sozialen Stärken gefördert."

Den Debütanten aus der 5b gefällt ihre Schule. "Hier sind alles nett, und ich habe schon viele Freunde gefunden", sagt Jendrik. Joel gefällt besonders, dass es an der IGS keine Hausaufgaben gibt. Ihre Lehrerin Michaela Petersen hat sich bewusst für den Wechsel an die Schule entschieden. "Hier gehört Fortbildung zum festen Programm, das finde ich toll." Außerdem hätten die Lehrer feste Zeiten, um sich auszutauschen, müssten nicht zwischen Tür und Angel Dinge besprechen. "Die ganze Schule ist ein Team", sagt die 38-Jährige. Ihre Schülerin Anouk fühlt sich nicht nur auf der Bühne einfach wohl. "Es ist toll, dass hier alles so schön ist. Der Leiter ist nett, die Lehrer sind nett und es macht Spaß, hier zu lernen. Und außerdem gibt es an unserer Schule keine größeren Schüler, die sich schlauer vorkommen. Wir sind die Ersten."