Mal schön, mal schmutzig - beim Besuch auf Harburger Spielplätzen bieten sich sehr unterschiedliche Bilder

Harburg/ Neuwiedenthal. Beim Thema Spielplätze im Hamburger Süden steht eines fest: Harburger Jungs und Deerns sind nicht verwöhnt. Auf den Spielplätzen an der Winsener Straße und am Rehrstieg sieht der Spielsand nicht so aus, als ob sich Kinder dort hinhocken und mit den Händen im Sand wühlen sollten, so schmuddelig ist es.

In Neuwiedenthal versuchen es Chaldoun, sechs, und Eissa, zweieinhalb Jahre alt, trotzdem. "Wir kommen aus dem Irak. Hier sind die Spielplätze für meine Begriffe schön sauber. Im Irak dagegen ist es furchtbar. Dort gibt es außerdem nicht so eine Vielfalt an Spielgeräten", sagt ihre Mutter Safaa Wassan. Sie geht mit beiden gerne auf das Abenteuergelände, wo die beiden rutschen, schaukeln und an dem Seilturm klettern können. Dass die Rutsche mit Graffiti beschmiert ist, macht ihr und anderen Eltern und Großeltern nichts aus.

"Ach ja, das hat man jetzt häufig", sagt Jochen Zablotny, der mit Enkelin Mia Steye, vier Jahre alt, unterwegs ist. Ihn nerven die vielen Scherben auf der Rasenfläche. "Das ist schlimm, da kann man die Kleine nicht laufen lassen", sagt er. Jugendliche und auch Erwachsene würden sich abends bei den Bänken treffen und Alkohol trinken. "In Berlin, wo ich herkomme, weisen Schilder auf Rauch- und Trinkverbot hin. Das vermisse ich in Harburg." Zablotny irrt - und einen Vorwurf daraus kann man ihm nicht machen. Denn tatsächlich gibt es seit einigen Jahren im Bezirk ein derartiges Verbot und auch entsprechende Schilder - nur leider wurden die Hinweise überall übergeschmiert, sodass sie unlesbar sind.

Patrizia Pawlak, 12, stört es eher, "dass die kleinen Kinder nicht mehr die Schiffsschaukel benutzen können. Sie ist leider kaputt gemacht worden. Das ist schlimm." Außerdem sagt sie, dass "die Leute nicht ihren Müll einfach so in die Sandkästen schmeißen sollten." Manchmal werfen einige ihre Abfälle sogar direkt vor den Mülleimer. An einer zerschlagenen Bank türmen sich Scherben, Chips und Plastiktüten. Auf einer benachbarten Sitzfläche hat sich ein "Graffitikünstler" ausgetobt. Blaue und schwarze Zickzacklinien überziehen die Holzbank.

"Das ist hier noch das geringste Problem", sagt Antje Crosby, die mit ihrer Tochter Madeleine, 5 und Söhnchen Corbinian, 17 Monate, am Rennkoppel-Spielplatz vorbeigeht. "Die Kinder spielen da nicht so gerne. Es ist etwas langweilig." Hauptgrund sei indes, dass die viel befahrene Heimfelder Straße direkt am Spielplatz vorbeiführt und es kein Absperr-Gitter gibt. "Da kann ich mich nicht entspannt auf eine Bank setzen und mit den anderen Müttern klönen, weil ich immer Angst habe, einer der beiden oder auch anderen Jungen und Mädchen rennen auf die Fahrbahn." Ihre Freundin Leena Sanders mit ihrer Tochter Angelina, 5, nickt. "Wenige Meter weiter ist ein weiterer Spielplatz, der sicherer und spannender ist", sagt sie.

In der Tat bietet der kleine Spielplatz das Nötigste: Rutsche, Schaukel, Holzklettergrund und Drehscheibe - alles halbwegs gepflegt und mit allgegenwärtigen Graffiti versprüht der kleine Spielplatz den Charme der späten 1980er-Jahre. "Immerhin hat der Bezirk vor einigen Tagen den Sand austauschen lassen, so dass die Lütten auch herumrobben können", sagt die Mutter.

Großstadt-Tristesse hingegen herrscht auf dem Spielplatz an der Winsener Straße. Einige Eltern gehen hier nicht so gerne mit ihren Sprösslingen hin. Wie berichtet, haben sich hier vor einigen Wochen zwei junge Frauen so heftig gestritten, dass die eine ihrer vermeintlichen Freundin mit einem Messer Verletzungen zufügte. Sehr anheimelnd wirkt das Areal durch die großflächigen Schmierereien an Hausfassaden und Spielgeräten ohnehin nicht. Einige Jungen und Mädchen spielen inmitten von Bierflaschenscherben. Müll liegt herum. "Nach den Wochenenden, wenn einige Leute auf den Bänken Alkohol-Parties gefeiert haben, sieht es hier noch viel schlimmer aus", sagt eine Passantin und schüttelt den Kopf.

Eine Überraschung bietet der kleine Spielplatz an der Baererstraße im Phoenix-Viertel. Ausgerechnet in einem Quartier, das aufgrund von Vermüllungsproblemen und Sachbeschädigung zum Negativ-Image des Stadtteils beiträgt, befindet sich einer der saubersten Treffpunkte für Kinder. Inmitten von Bäumen haben die Stadtplaner eine kleine Spiellandschaft mit Eisenbahn, Baumstämmen, Schaukelenten und Kletterelementen gebaut. Der Spielplatz setzt sich auf dem Gelände einer benachbarten Kindertagesstätte fort. "Ab fünf Uhr dürfen die Kinder auch auf dem KiTa-Gelände spielen, dann ist es hier und auf dem Spielplatz voll. Aber morgens, bevor die Kleinen kommen, müssen wir hier sauber machen", sagt eine Betreuerin.

Das Schild, das auf Trink- und Rauchverbot hinweist, ist überschmiert. "Ja, Graffiti", sagt die Kita-Mitarbeiterin und lächelt. Die Kinder im Viertel wissen genau, wo die schönsten Spielplätze sind. "Es gibt den großen Spielplatz am Kennedyhaus, der ist toll und den Affenspielplatz hier an der Baererstraße", sagt Lidie, 5, die mit einem Eis in der Hand und ihren Rollerskates unterwegs ist. Dann nimmt sie Anlauf und fährt mitten in ein Kreidebild, das drei kleine Jungen gerade auf das Straßenpflaster am Spielplatz gemalt haben. Harburger Kinder können eben überall spielen.