Eine der deutlichsten Änderungen der Machtverhältnisse haben die Kommunalwahlen in der Gemeinde Neu Wulmstorf gebracht.

Neu Wulmstorf/Rosengarten/Seevetal/Tostedt. Theoretisch könnte ein rot-grünes Bündnis im neuen Rat der Gemeinde Neu Wulmstorf die Politik gestalten: Die Fraktionen von SPD und Grünen haben zusammen mit Bürgermeister Wolf Rosenzweig (SPD) eine hauchdünne Ein-Stimmen-Mehrheit. Laut dem SPD-Parteivorsitzenden und künftigen Fraktionschef Tobias Handtke soll es dennoch nicht zu einer rot-grünen Mehrheitsgruppe im Rat kommen. Die Sozialdemokraten setzen stattdessen auf wechselnde Mehrheiten.

"Wechselnde Mehrheiten waren ein Erfolgsmodell", sagt Handtke. Das habe in der vergangenen Wahlperiode dazu geführt, dass die politischen Themen in den Fachausschüssen besser als früher diskutiert worden seien. Er hoffe auf eine "große Gruppe", so der SPD-Vorsitzende, nämlich dass sich alle Ratsmitglieder bei jedem Thema offen begegnen.

In Neu Wulmstorf ist die SPD zur stärksten Fraktion aufgestiegen, legt 6,7 Prozentpunkte zu. Die Grünen verdoppeln ihre Mandate von zwei auf vier und sind damit die drittstärkste Fraktion. Die CDU stagniert, holt mit 34,4 Prozent exakt das Ergebnis wie vor fünf Jahren. Die FDP verliert drei Ratssitze und den Fraktionsstatus, nur noch Manfred Karthoff wird für die Freidemokraten im Neu Wulmstorfer Rat vertreten sein. Die UWG büßt 7,3 Prozentpunkte ein, kommt nur noch auf drei Mandate. Mit nur 2,2 Prozent gelingt es der Linken, erstmals in den Neu Wulmstorfer Rat einzuziehen - Wolfgang Klein (Die Linke) erhält einen Sitz.

Der Ärger um die Ansiedlung des riesigen Logistikzentrums in Mienenbüttel führt immer noch zu ungewöhnlichen Wahlergebnissen. Das Ergebnis im Wahlbereich Rade unterscheidet sich gravierend von dem im übrigen Gemeindegebiet: Die SPD kommt hier nur auf 13,6 Prozent, die CDU dagegen auf 32,7 Prozent. Die einzigen Fraktionen, die gegen die Logistikpark-Ansiedlung gestimmt haben, erzielen in Rade überdurchschnittlich gute Ergebnisse: Die FDP kommt hier auf 14,3 Prozent, die Grünen auf 21,1 Prozent.

Die beliebtesten Politiker in Neu Wulmstorf sind Tobias Handtke (1961 Stimmen) und Jan Lüdemann von der CDU (1828 Stimmen. Der künftige neue CDU-Fraktionschef, Malte Kanebley, knackt ebenfalls die 1000er-Grenze.

Auch in der einwohnerstärksten Gemeinde im Landkreis Harburg verliert Schwarz-Gelb: In Seevetal büßt die CDU 4,7 Prozentpunkte ein, die FDP 4,8 Prozentpunkte. Beide Fraktionen haben im neuen Gemeinderat jeweils zwei Sitze weniger. Gewinner sind die Grünen, plus fünf Prozentpunkte, und die Freien Wähler Seevetal. Die wertkonservative Wählergemeinschaft kommt mit der Aussage, gegen Verstädterung anzukämpfen, beim Wähler an: 14,3 Prozent, das bedeutet ein Plus von 4,6 Prozentpunkten. Vor allem die Siedler in der Lindhorster Heide setzen auf die Freien Wähler, hier kommt die Wählergemeinschaft auf 33,9 Prozent. Die Siedler fürchten einen Bebauungsplan, der das Wochenendhausgebiet legalisieren soll, dabei die zulässigen Häusergrößen stark beschneiden würde.

In der Gemeinde Rosengarten ist es der CDU seit 20 Jahren nicht gelungen, die Ratsmehrheit zu bilden - auch in den nächsten fünf Jahren nicht: Die CDU bleibt zwar stärkste Fraktion (40,4 Prozent), verliert aber einen Sitz im Gemeinderat. Die Wähler haben die sogenannte "Neue Mehrheit" bestätigt: Das Bündnis aus SPD, Grünen, FDP und Wählergemeinschaft darf weiter "regieren". Nur hat künftig die SPD einen Sitz weniger im Gemeinderat, die Grünen einen mehr. Neu im Rat Rosengarten ist Die Linke, sie erringt ein Mandat.

Im Tostedter Samtgemeinderat verliert die CDU acht Prozentpunkte, die Grünen legen in dieser Größenordnung zu. Dennoch ändern sich die Machtverhältnisse nur in Nuancen. Einem Einzelbewerber gelingt ein seltenes Kunststück: Burkhard Allwardt, Vorsitzender des Vereins Agenda 21, gewinnt beachtliche 661 Stimmen und zieht in den Rat ein.