Die Geschäftsleute sind gegen den Bau eines Rewe-Marktes auf dem Gelände der insolventen Firma Bus-Becker am Ortsrand

Tostedt. Gegen Pläne, an der Bremer Straße, der B 75, einen weiteren Verbrauchermarkt anzusiedeln, regt sich Widerstand in der Tostedter Geschäftswelt. In einem Brief, den 25 Geschäftsleute unterschrieben haben, wenden sie sich "im Interesse des Ortskerns" gegen die Pläne. Der Brief ist adressiert an alle Fraktionen im Gemeinderat und an den Samtgemeindebürgermeister Dirk Bostelmann (CDU). Die Unterzeichner wünschen sich "eine für Tostedt sinnvolle Entscheidung".

Zuvor hatte bereits der Werbekreis Tostedt in einer Befragung die Haltung seiner Mitglieder zu einem möglichen Verbrauchermarkt an der Bremer Straße am Ortsausgang in Richtung Wistedt ermittelt. Rund 30 Prozent der gut 100 Werbekreis-Mitglieder beantworteten die Fragen - in 64,5 Prozent der Antworten werden Auswirkungen auf das Ortszentrum erwartet, 12,5 Prozent verneinen dies, die restlichen Mitglieder, die geantwortet haben, sehen noch Klärungsbedarf.

Vom Werbekreis ist auch zu hören, dass es an einem Konzept für die künftige Entwicklung Tostedts fehle. In einem Papier des Werbekreises für die Ratsfraktionen in der Samtgemeinde und in der Gemeinde Tostedt wird ein Entwicklungskonzept als Leitbild gefordert. Das Ziel müsse sein, "das Ortszentrum so zu gestalten und in Bezug auf das Waren- und Dienstleistungsangebot in der Weise weiter zu entwickeln, dass es als Vorzeigeobjekt der Samtgemeinde Tostedt dienen kann". Der Werbekreis-Vorsitzende Jürgen Salewsky sagt: "Es wäre wünschenswert, ein Angebot herzuholen, das nicht den Verdrängungswettbewerb anheizt, sondern zusätzliche Attraktivität in den Ort bringt."

Der Standort am Ortsausgang in Richtung Wistedt ist in der Diskussion, weil der Tostedter Busunternehmer Jens Becker (38) sein Betriebsgrundstück verkaufen und den Betrieb nach Todtglüsingen verlagern möchte. Ein Investor wolle das knapp 8000 Quadratmeter große Gelände an der Bremer Straße für die Ansiedlung eines Rewe-Marktes erwerben, sagt Becker. Voraussetzung ist ein Ratsbeschluss über den Bebauungsplan, der eine Nutzungsänderung enthalten, die Rewe-Ansiedlung also erlauben würde. Der Planungs- und Umweltausschuss hat Ende August mehrheitlich dafür votiert.

Gegenwärtig befindet sich Jens Beckers Firma J. Becker-Reisen GmbH im Insolvenzverfahren. Der Insolvenzantrag wurde im Juli 2011 gestellt, am 1. September ist das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Der Insolvenzverwalter, der Hamburger Rechtsanwalt Dr. Achim Ahrendt, sagte der Rundschau, er sehe "eine reelle Chance" und sei "zuversichtlich", dass in dem Verfahren eine Lösung für das Unternehmen gefunden wird. Immerhin sei im ersten Halbjahr 2011 ein positives Betriebsergebnis erwirtschaftet worden. So gehe auch der Geschäftsbetrieb "in vollem Umfang weiter". In welchem zeitlichen Rahmen er mit einer Lösung rechnet? "Es ist wahrscheinlich, dass es zügig geht", so Ahrendt.

Auch Jens Becker betont, er sei "sehr optimistisch". Er verweist darauf, dass der Betrieb fortgeführt werde. "Die Kunden halten zum Unternehmen", es seien keine Fahrten abgesagt worden. Auch würden weiterhin Buslinien unter anderem für den HVV betrieben und die Schülerbeförderung, zum Teil direkt im Auftrag des Landkreises Harburg, zum Teil auch als Subunternehmer für die KVG, geleistet.