Dieses Jahr werde ich es tun. Gleich morgen werde ich bei meiner Ärztin anrufen und mich endlich gegen Grippe impfen lassen.

Es ist immer das gleiche Spiel. Schon im Sommer prangt in jeder Arztpraxis Werbung für die kostenlose Impfung. Natürlich ist es besser, sich einmal pieksen zu lassen, als wochenlang mit grässlichen Symptomen flach zu liegen, denke ich - und fasse den Vorsatz, mich impfen zu lassen. Demnächst.

Der Plan gerät in Vergessenheit. Bis die erste Erkältungswelle anrollt. Überall Niesen, Husten, Schnäuzen - ein Weckruf für die Vorsorge. Aber: Jetzt sind die Wartezimmer überfüllt. In der mit Keimen gesättigten Luft den halben Tag auf einen Impftermin zu warten, erscheint wenig attraktiv. Und hatte ich nicht schon den ganzen Tag so ein Kribbeln in der Nase? Man soll sich ja nicht gegen Grippe impfen lassen, wenn man einen Infekt ausbrütet. Mal sehen, wie es mir nächste Woche geht.

Es geht also genauso zu wie im vergangenen Jahr und den Jahren davor. Es verstreicht der Herbst und dann der Winter. Nur einmal ist es mir gelungen, den Impfvorsatz tatsächlich umzusetzen - nur wegen der Schweinegrippe. Von der allgemeinen Panik angesteckt rannte ich zum Arzt, um eine der knappen Impfungen zu ergattern. Dabei wollte ich den normalen Grippeschutz gleich mitnehmen. "Beide auf einmal, das geht nicht", bekam ich zu hören. "Nehmen Sie erst mal die normale".

Immerhin sterben in Deutschland jährlich 10 000 Menschen an saisonaler Influenza. Trotzdem muss erst eine interessante Pandemie aufkommen, um Leute wie mich zum Impfen zu treiben. Aber dieses Jahr wird alles anders. Gleich morgen vereinbare ich den Termin. Ganz bestimmt.