Wolansky und weitere bisherige Ratsmitglieder sprechen über Erfolge und Misserfolge ihrer Amtszeit - und darüber, warum sie jetzt aufhören.

Buchholz/Winsen. 1972 begann Hermann Heinrich Albers im Ortsrat Dibbersen seine politische Laufbahn, damals noch parteilos. Vier Jahre später wurde er Mitglied des Buchholzer Stadtrats und trat in die CDU ein. In den vergangenen 15 Jahren machte Albers Politik für die Wählergemeinschaft BUB, die sich nun mit seinem Abschied aus der Politik ebenfalls auflösen wird. Nach fast vier Jahrzehnten in der Kommunalpolitik sieht Hermann Heinrich Albers zufrieden auf das Erreichte zurück.

So habe er unter anderem die umstrittene Stuvenwaldtrasse verhindert, einen Lärmschutz an der A1 zwischen Dibbersen und dem Buchholzer Dreieck durchgesetzt und durch die Restaurierung der Dibberser Windmühle dem Wahrzeichen der Ortschaft zu neuem kulturellen Leben verholfen. Weitere Projekte, die ihm am Herzen liegen, seien auf den Weg gebracht, so werde zum Beispiel das historische Pflaster an der alten Mühle im Zuge der Dorferneuerung voraussichtlich 2012 erneuert. "Meine Ziele habe ich erreicht", sagt der 81-Jährige, der kurz nach der Wahl seinen 82. Geburtstag feiert. "Das ist für mich der richtige Zeitpunkt für meinen Rückzug aus der Kommunalpolitik."

"Es reicht jetzt", sagt auch Ernst Pahl. Seit zehn Jahren macht er für die CDU Kommunalpolitik in Winsen und zieht eine durchaus positive Bilanz. "Mein Ziel war es immer, Arbeitsplätze zu schaffen. Jetzt sind die Gewerbegebiete fast voll belegt und in der Innenstadt ist auch wieder mehr los." Auch für die Entscheidung, Neubaugebiete zu schaffen, habe er sich eingesetzt, so Pahl. Viel habe er bewegen können in seiner Zeit als Ratsmitglied. Doch nun sei es Zeit, den Rat mit neuen Gesichtern zu durchmischen. "Ich werde jetzt 66 und will die jüngere Generation ans Ruder lassen", sagt der Rentner, der nebenbei als Berater arbeitet. "Und ich freue mich darauf, mehr Zeit für die Familie zu haben." Er wird er zwar in Zukunft kein politisches Amt mehr übernehmen, doch Ernst Pahl will sich weiterhin engagieren und junge Menschen fördern. "Ich bin ja nicht weg, sondern im Hinterhalt weiter dabei."

Sabine Wolansky engagiert sich ebenfalls seit zehn Jahren in der Politik vor Ort, die Parteilose sitzt seit 2001 für die Grünen im Ortsrat von Holm-Seppensen und ist seit 2005 stellvertretende Ortsbürgermeisterin. Doch jetzt hat sie genug - zu oft wurden ihre Erwartungen, die Politik vor Ort mitzugestalten, enttäuscht. "Als ich das erste Mal für den Ortsrat kandidierte, war ich der festen Überzeugung, dass ich mich als Fachfrau konstruktiv einbringen und die Entwicklung unserer Ortschaft positiv beeinflussen könnte", sagt die Diplom-Ingenieurin für Garten- und Landschaftsgestaltung. Besonders einsetzen wollte sie sich für den Schutz der großen alten Bäume in Holm-Seppensen sowie für eine ansprechende Ortsmitte. "Leider lief ich mit meinem Engagement immer wieder gegen eine große Gummimauer im Rathaus, auf der in unsichtbaren Buchstaben geschrieben seht: Buchholz muss wachsen."

Baumschutz sei im Rathaus kein Thema, die entsprechende Satzung inzwischen "ein müder, zahnloser Tiger". Auch mit anderen Anliegen hätten die Ortsräte kaum mehr Mitspracherecht, sagt Wolansky. "Selbst bei wichtigen Bebauungsplänen wurden wir nur noch in der Vorentwurfsphase angehört." Die Entscheidung hätten die Ortsratsmitglieder nur als Besucher der Ausschuss- oder Stadtratssitzungen anhören können. Dies sei "demütigend", so Wolansky. Sie ist der Meinung, dass viele Entscheidungen von Verwaltungsmitarbeitern herbeigeführt werden, indem diese gezielt Informationen in ihrem Sinne streuen. "In den letzten zehn Jahren Kommunalpolitik habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Macht in der Hand der Verwaltung liegt und nicht in den Händen der politischen Gremien, zumindest auf Ortsratsebene."

Die Ortsräte seien nur noch ein "demokratisches Vorhängeschild der Verwaltung" und könnten - obwohl dafür von den Bürgern gewählt - kaum etwas bewegen. "Ich habe ich entschieden, dieses Spiel nicht mehr mitzumachen, weil mit meine Lebenszeit dafür zu kostbar ist", sagt Sabine Wolansky. Sie will sich nun in Vereinen für Holm-Seppensen engagieren und sich stärker ihrem Hobby, der Naturfotografie, widmen. Ihre aktuelle Bildervortragsreihe hat sie "Lichte Momente" genannt - die Motive zeigen Ecken aus der Umgebung, die dem Buchholzer Wachstumskurs bisher getrotzt haben.