Einen wahren Bach Motetten-Marathon mutete Werner Lamm seiner Harburger Kantorei unterstützt vom Harburger Kammerorchester in der Heimfelder St. Pauluskirche zu.

Harburg. Davon drei doppelchörige zu acht Stimmen. Die vier groß angelegten Werke, darunter das jubelnde "Singet dem Herrn ein neues Lied" (BWV 225) und die berühmte fünfstimmige Motette "Jesu, meine Freude" (BWV 227) erfordern Chorkunst in virtuoser Vollendung.

Für die Sänger eine gute Stunde höchster Konzentration. Zählen doch die Motetten Johann Sebastian Bachs zu den hervorragendsten Schöpfungen der Chormusik, entstanden als Auftragswerke zu besonderen Gelegenheiten. Vertonen Motetten in der Regel Bibeltexte, so lehnt sich die fünfstimmige Motette "Jesu, meine Freude" (BWV 227), mit ihren sehr verflochtenen und dicht gewebten Texten, die dem Harburger Kammerchor besonders eindrucksstark gelang, an einen Choral an.

Alle sechs Strophen zieht Bach heran und verschränkt sie derart kunstvoll mit Worten aus dem Römerbrief, dass man meinen könnte, Johann Franck habe seine Verse gleichsam als Entgegnung auf Paulus geschrieben.

Erscheint der Eingangschoral wie eine programmatische Überschrift, beharrt Bach danach durch stockende, dynamisch zurückgenommene Wiederholungen eindringlich auf dem Begriff "nichts", durch Tonwiederholungen der Tenorstimme auf der Aussage der Nicht-Verdammlichkeit derer, die nicht nach dem Fleische wandeln sondern einmütig, akkordisch nach dem Geist. Das zieht sich in langen Tonreihen durch alle Stimmen und Lagen. Die Worte des folgenden Chorals fordern mit "Stürmen, Satan, kracht und blitzt", den Lautmaler Bach heraus. Die Sänger erfüllten die geforderten Ansprüche, insbesondere hinsichtlich der Textverständlichkeit, auch wenn die Konzentration in den Männerstimmen am Schluss kurzzeitig nachließ.

Die Zuhörer applaudierten begeistert und langanhaltend.