Der Förderverein Hollenstedt schlägt für die Nutzung des über 200 Jahre alten Hauses ein Hochzeitszimmer und ein Touristikbüro vor.

Hollenstedt. Was wird aus dem Pfarrwitwenhaus in Hollenstedt? Darüber machten sich die Mitglieder des "Förderkreises Pfarrwitwenhaus Hollenstedt" während eines "Tages der offenen Tür" Gedanken. Interessenten waren eingeladen, sich einen Eindruck von dem 217 Jahre alten Haus zu machen. Bei Kaffee und Kuchen gab es Darbietungen des Heimat- und Verkehrsvereins Estetal, der Liedertafel Estetal von 1855, der Volkstanzgruppe Hollenstedt und der Hollenstedter Blasmusik.

"Ein Investor für das Haus ist leider noch nicht da", sagte Förderkreissprecher Dr. Berthold Hohmann, 77, dem Hamburger Abendblatt. "Wir hoffen aber durch den 'Tag der offenen Tür' Interessenten und Spender zu gewinnen. Ende des Zweiten Weltkrieges sind viele der alten Bauernhäuser in Hollenstedt zerstört worden, auch nach dem Krieg wurden viele abgerissen. Das wenige, was wir jetzt noch haben, müssen wir erhalten."

Wie berichtet, hat sich für das letzte reetgedeckte Fachwerkhaus in Hollenstedt bislang kein Käufer gefunden. Eine Sanierung des Schmuckstückes würde rund eine halbe Million Euro kosten. Das Haus, Baujahr 1794, steht unter Denkmalschutz. Rund 100 Jahre lang war es im Eigentum der Kirchengemeinde Hollenstedt. Die Gemeinde hatte das Fachwerkhaus für die Witwen ihrer Pfarrer und deren Familien bauen lassen. Der Wohnbereich war so großzügig angelegt, dass zwei Witwen mit ihren Familien gleichzeitig das Haus bewohnen konnten.

Jetzt soll der Makler Hans-Heinrich Genz das Pfarrwitwenhaus im Auftrag der Erben - der Schwestern Ute Hauschild und Heidi Cohrs, die ihre Kindheit im Haus verbrachten - verkaufen. Nach Angaben von Berthold Hohmann soll deren Abrissantrag für das Haus ruhen.

Natürlich liegen die Sanierungskosten für das Pfarrwitwenhaus weit über dem Budget eines Förderkreises. Der hat sich deshalb jetzt schon mal Gedanken gemacht, wie man das Haus nutzen könnte. "Unsere Überlegungen stecken noch in den Kinderschuhen und hängen natürlich von den Fördergeldern und Spenden ab, die wir bekommen werden", sagte Berthold Hohmann.

Der Hollenstedter findet den Vorschlag charmant, wenn das Standesamt Hollenstedt in das Pfarrwitwenhaus zöge - "mit einem Hochzeitszimmer und einem Hochzeitsrosengarten samt Rosenbogen für Hochzeitsfotos". Auch für ein Gemeindearchiv wäre Platz in dem Fachwerkhaus. Ein Vorschlag geht dahin, dass ein Touristikbüro des Regionalparks Rosengarten in das ehrwürdige Haus zieht - Erster Vorsitzender des Vereins ist Uwe Rennwald, Bürgermeister der Samtgemeinde Hollenstedt.

Während eines Brainstormings hat der Förderkreis noch viele weitere Ideen gesammelt, darunter: Eine Ausstellung von der Steinzeit bis zur Boxlegende Max Schmeling zieht ins Pfarrwitwenhaus, volkstümliches Brauchtum wie Spinnen, Weben, Sticken, Stuhl- und Korbflechten wird gepflegt, die Geschichte der Hollenstedter Chöre wird gezeigt und der Heimat- und Verkehrsverein Estetal veranstaltet plattdeutsche Abende. Oder: Im Garten rasten Wanderer, die auf dem Estewanderweg unterwegs sind.