Rund 25.000 Menschen kamen am Sonntag zum großen SPD-Flohmarkt in die Harburger City. Mancher war 40 Stunden auf den Beinen.

Harburg. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Sehr früh muss aufstehen, wer auf dem großen SPD-Flohmarkt in Harburg etwas reißen will. Die Verkäufer kommen aus der ganzen Metropolregion Hamburg und stehen schon auf, wenn Partygänger erst ins Bett gehen. Manche Verkäufer und Bistrobesitzer machen sogar die ganze Nacht durch und stehen dann am Ende des Flohmarktes mit müden Augen und dicken Füßen vor ihren Ständen und Geschäften.

So klingelte auch bei Sabine, 41, und Sina Fricke, 13, schon um 3.45 Uhr am Sonntag der Wecker in Pinneberg. "Wir sind das erste Mal hier und wollten einen guten Platz haben", sagte Sabine Fricke. "Unsere Freundin aus Pinneberg fährt seit Jahren zum SPD-Flohmarkt nach Harburg, da haben wir uns gesagt, wir fahren einfach mal mit."

Um 10.30 Uhr mussten Mutter und Tochter wie die meisten Verkäufer, die kein Dach überm Kopf hatten, aber erst einmal pausieren, weil ein Regenschauer über Harburg zog. So kamen die Jacken, die Kinderbekleidung und das Kinderspielzeug erst einmal unter Planen. "Wenn das so weiter geht, bauen wir ab", befand Sabine Fricke. Aber es sollte besser kommen: Der Regen hörte nach einer halben Stunde auf.

Einen regensicheren Platz am Sand hatten sich indes die Harburgerinnen Manuela Fahnster, 50, ihre Schwiegertochter Sandra Laqua, 22, und ihre Nichte Jasmin Ritzka, 16, gesichert. Jasmin war bereits am Sonnabend um 17 Uhr unter dem Dachvorsprung vor der öffentlichen Toilette am Sand mit ihren Tapeziertischen aufgeschlagen. Mit dabei waren ihre Freundin Mandy, 14, und ihr Mischlingshund Paco. "Wir haben die ganze Nacht durchgemacht und mit den Leuten gequatscht", sagte Jasmin, die am Sonnabend um 8.30 Uhr aufgestanden war. Erst am Sonntag um 22 Uhr fand die Schülerin nach fast 38 Stunden Wachseins ihre verdiente Nachtruhe.

40 Stunden auf den Beinen war von Sonnabend auf Sonntag Hülya Karakurt, 43, die Besitzerin des italienischen Café-Bistros Al Dente am Harburger Ring. Sie hatte mit ihrem Mann Bayram, 39, ein Zelt und Bänke aufgebaut und machte das beste Geschäft seit Eröffnung des beliebten Cafés im Dezember 2010. "Bis 5 Uhr morgens am Sonntag war bei uns high life", sagte Hülya Karakurt, "dann war es zweieinhalb Stunden etwas ruhiger und gegen 7.30 Uhr ging es dann wieder volle Pulle weiter."

Zwei Geburtstagsgesellschaften hatten in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag im Al Dente gefeiert, gefragt waren Nudeln in Sahnesoße für 4,50 Euro und Chilli con Carne für 4 Euro - und natürlich reichlich Bier. Gegen 17 Uhr befand Hülya Karakurt am Sonntag: "Ich bin etwas kaputt, meine Stimme ist etwas belegt und meine Füße tun weh - aber sonst fühle ich mich wohl."

Der SPD-Flohmarkt fand wie immer großen Zuspruch: Nach Angaben der Veranstalter kamen rund 25 000 Menschen in die Harburger Innenstadt rund um den Sand. "Dieser Flohmarkt ist die größte selbst organisierte SPD-Veranstaltung in Hamburg", bilanzierte der Eißendorfer Bürgerschaftsabgeordnete Sören Schumacher, 35. Gemeinsam mit seinem Bürgerschaftskollegen Thomas Völsch, 53, aus Süderelbe stand er den Besuchern am SPD-Stand auf dem Sand Rede und Antwort. "Natürlich wollen manche Leute auch mal Dampf ablassen", sagte Thomas Völsch, "aber insgesamt ist die Stimmung für die SPD deutlich besser geworden." Auch der Heimfelder Staatsrat der Umweltbehörde, Holger Lange (SPD), ließ sich am SPD-Stand blicken.

Besonders gefragt war auf dem Flohmarkt Kinderkleidung, die im Schnitt für 50 Cent bis drei Euro den Besitzer wechselte. Um 16 Uhr war das große Feilschen auf dem Sand dann vorbei, und in einem Jahr heißt es dann wieder: SPD-Flohmarkt aufs Neue.