Heute fast unvorstellbar: Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden operative Eingriffe ohne Narkose durchgeführt.

Buchholz. Ganz einfach deshalb, weil es keine Narkose gab. Inzwischen sind Patienten wesentlich anspruchsvoller geworden: Das Schlagwort vom "schmerzfreien Krankenhaus" macht die Runde. Gibt es das wirklich - eine ärztliche Behandlung völlig ohne Schmerzen?

"Das ist nur eine Wunschvorstellung", dämpft Dr. Peter Plantiko, Chefarzt für Anästhesie, Schmerztherapie und Intensivmedizin am Krankenhaus Buchholz, zu hohe Erwartungen. Schmerzen gehören zum menschlichen Leben. Noch nicht einmal Gartenarbeit geht ohne ein gewisses Maß an Körperqual ab. "Wir versprechen unseren Patienten jedoch, Ihre Beschwerden nach akuten Eingriffen und bei chronischen Erkrankungen so gering wie möglich zu halten", sagt Plantiko. Nicht schmerzfrei, aber schmerzarm ist das Motto. Dazu hat das Krankenhaus Buchholz fachübergreifend einen Aktionsplan aufgestellt.

Getragen wird das Konzept, das zunächst auf Patienten nach Operationen angewandt wird, von den Ärzten, aber vor allem von den Pflegekräften, die sich in diesem Bereich weitergebildet haben. Mehrfach täglich werden die Patienten gefragt, ob sie Schmerzen haben. Und sie werden aufgefordert, den Schmerz auf einer Skala von 1 bis 10 einzustufen.

Danach richtet sich die Menge und Art der Medikation. Wird damit keine optimale Situation erreicht, kommen speziell geschulte "Schmerzschwestern" und Ärzte zum Einsatz, die durch Auswahl eines anderen Medikaments, eine veränderte Darreichungsform oder neue Zeiten für die Gabe oft erstaunliche Effekte erzielen. Dieses Modell findet auf allen Stationen des Krankenhauses Anwendung.

Patienten, die aufgrund von Tumoren oder chronischen Erkrankungen wie Rheuma unter immer wiederkehrender Schmerzbelastung leiden, werden nach wie vor in den Fachabteilungen des Krankenhauses betreut. "Auch diesen Menschen können wir inzwischen sehr gut helfen", sagt Plantiko.

Selbst wenn eine Krankheit nicht mehr geheilt werden kann - eine Linderung der Beschwerden ist immer möglich. Bei vielen Betroffenen besteht die Sorge, die verabreichten Schmerzmittel selbst könnten zu einer Lebensverkürzung führen. "Doch erfahrungsgemäß ist das Gegenteil davon der Fall", sagt Dr. Plantiko. "Ohne Qualen lebt es sich nicht nur besser, sondern auch länger."