Die Aurubis AG auf der Veddel begrüßt 48 neue Auszubildende und 13 Praktikanten. Ab 6 Uhr morgens beginnen dort die Schichten.

Veddel. "Morgenstund hat Gold im Mund" - dieses bekannte Sprichwort wird jetzt Wirklichkeit für 48 Auszubildende und 13 "Neun-Plus"-Praktikanten auf der Veddel. Und es passt hervorragend zu ihrem Unternehmen: der Aurubis AG im Veddeler Industriegebiet Peute, dem größten Kupferproduzenten Europas. Denn "Morgenstund hat Gold im Mund" ist die wortgetreue Übersetzung des lateinischen Lehrbuchsatzes "aurora habet aurum in ore". Der bezieht sich auf die personifizierte Morgenröte (Lateinisch: aurora), die Gold im Mund und im Haar trägt.

Aurubis, von vielen Menschen noch immer "Norddeutsche Affinerie" oder kurz "Affi" genannt, haben die Firmenlenker ihr Unternehmen genannt, weil aurum im Lateinischen Gold heißt und rubis von rubrum (Rot) kommt. Rot und Gold, Rotgold: so wie die Farbe des polierten Kupfers.

Dieses Kupfer steht jetzt im Mittelpunkt der neuen Azubis und Praktikanten auf der Veddel. Und für dieses Kupfer müssen sie früh heraus aus den Betten: Der Auszubildende zum Anlagenmechaniker Edwin Sanchez, 20, lebt in Pinneberg. Um morgens um 6 Uhr oder 6.30 Uhr auf der "Affi" zu sein, muss er morgens um 3.45 Uhr aufstehen. "Dafür gehe ich abends spätestens um 22 Uhr ins Bett", sagt der Pinneberger.

Edwin Sanchez ist in der Dominikanischen Republik geboren, kam mit drei Jahren nach Hamburg. Spanisch ist seine Muttersprache, mit Deutsch ist er aufgewachsen. Nach dem Hauptschulabschluss hat auf der Berufsschule noch den Realschulabschluss gemacht. "Dann habe ich ein halbes Jahr Pizza ausgefahren", sagt Edwin. Er erfuhr von einem Freund, dass dessen Vater bei Aurubis arbeitet. Dem gab er eine Bewerbung mit. Da er etwas spät dran war, hat er erst einmal ein Praktikum nach dem Modell "9-Plus" gemacht: Drei Tage Praktikum bei Aurubis und zwei Tage Unterricht in der Schule Slomanstieg auf der Veddel. "Während des Praktikums habe ich sehr viel über den Umgang mit Werkzeugen und Maschinen gelernt. Jetzt freue ich mich sehr auf die Ausbildung, das ist ein weiterer Schritt in meinem Leben", sagt Edwin einen Tag vor seinem ersten Ausbildungstag.

Es hat eine längere Tradition, dass die Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg die neuen "Affi"-Auszubildenden in der Alten Schlosserei auf der Peute begrüßen. Dieser Tradition kam auch Olaf Scholz nach. Er blieb genau eine Stunde auf dem Werksgelände und gab den Azubis und Praktikanten alte sozialdemokratische Worte und Werte mit auf den Weg, die auch ein Christdemokrat unterschrieben hätte: "Ausbildung ist das A und O - im Lebensweg eines Menschen als auch im Wirtschaftsleben", sagte der Bürgermeister. Der Senat habe es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, "jungen Menschen alle Chancen zu geben: erstens auf eine ordentlichen Schulabschluss und zweitens auf einen ordentlichen Berufsabschluss. Niemand soll mehr verloren gehen!" Ja, die Stadt müsse so lange hinter den Jugendlichen her sein, "bis sie einen Ausbildungsplatz haben - ob sie wollen oder nicht."

Das Programm "9-Plus" gestaltet sich indes als sehr erfolgreich: 46 Mädchen und Jungen haben bislang teilgenommen; 36 haben danach einen Ausbildungsplatz bei Aurubis bekommen. Und auch sonst bildet das Unternehmen akkurat aus: In diesem Jahr haben in Hamburg 43 und in Lünen sieben Azubis ihre Ausbildung abgeschlossen. Davon wurde nur ein Azubi nicht in ein Arbeitsverhältnis übernommen. Ein Drittel der Azubis haben einen Migrationshintergrund.

Interessantes am Rande der Veranstaltung: Aurubis wird ab heute die Luvata Rolled Products Division (Walzprodukte) übernehmen, die Mitarbeiterzahl wird damit von 4700 (Hamburg: 2000) auf insgesamt 6200 wachsen. Und Olaf Scholz sagte dem Abendblatt, es werde schon "bald" eine Lösung bezüglich der künftigen Nutzung des im Bau befindlichen "BSU-Gebäudes" in Wilhelmsburg geben.