Bei der Channel Member Party geht es für Geschäftsleute und Firmenmitarbeiter um neue Kontakte, um sehen und gesehen werden. Für viele ein Pflichttermin.

Harburg. Sehen und gesehen werden, Netzwerke knüpfen, Leute kennenlernen: Einst ins Leben gerufen von Bauunternehmer Arne Weber, ist die Channel Member Party für viele Geschäftsleute und Firmenmitarbeiter zu einem Pflichttermin geworden.

Die Sommerfete des Vereins fand bei gar nicht so sommerlichen Temperaturen im beheizten Zelt des Beachclubs am Veritaskai statt. Das ließen sich mehr als 400 Gäste nicht entgehen. Und wer den roten Teppich am Eingang betreten hatte, lernte ein anderes Harburg kennen. Vom täglichen Trinker-Elend auf dem Rathausplatz und der Schmuddel-Tristesse an der Lüneburger Straße hin zur schnieken Binnenhafen-Welt sind es nur wenige Meter. Kaffee und pappige Weißbrot-Schnitten vom Ein-Euro-Bäcker sowie Nudeln süß-sauer satt gegen frische Austern im Mega-Eisbett, Sushi aus Lachs und Entenbrust, Thunfisch-Carpaccio, dazu Prosecco statt Billig-Bier. Trainingsanzüge in verwaschenem blau und Badeschlappen gegen Anzug und sportlich-elegante Garderobe. Musik aus dem Getto-Blaster oder von Straßenkünstlern gegen Live-Auftritte von GospelTrain, dem Ensemble Formidable und Liedermacher Werner Pfeifer.

"Ja, es gibt schon krasse Gegensätze in Harburg. Das ist schon fast wie in einigen Städten in den USA", sagt Rafael Pilczek, SPD Marmstorf. Neben ihm hat Catering-Mitarbeiter Marcel Wegener schon eine Stunde nach Beginn der Party den 40. Cocktail gemixt. "Caipis gehen am besten", sagt er und schaufelt Eis ins dickwandige Glas, schneidet eine Limette in kleine Stücke und gießt Cachaca-Rum drüber.

Lange steht der Drink nicht auf dem Tresen. Einige Gastronomie-Betriebe nutzen die Veranstaltung, um sich vorzustellen. Da kommt auch schon mal das Team vom "Rilano-Hotel" aus Finkenwerder. "Hier ist es toll, genau wie aus meiner Küche kann ich die Elbe sehen", sagt Hotelküchenchefin Lena Schmidt. Sie hat Garnelen in Mango-Chili Marinade und Auberginen-Sandwiches mitgebracht. Wer braucht bei der Channel Member Party schon Fernseh-Köche.

Nebenan, an einem Stehtisch, lenkt Angelika Prahl, Angestellte der TU, einige Blicke auf sich. Denn sie gehört zu den wenigen, die ihre Sushi-Portion elegant mit Stäbchen essen. Kulinarische Herausforderungen dürfen bei der Channel Member Party nicht nur entdeckt, sondern müssen auch gemeistert werden.

Fern vom Büfett am anderen Ende des Zelts spielt das Ensemble Formidable die Partyhymne "No more Blues" gegen einen kleinen Regenschauer und zum Stimmungsanheizen an. Den Gästen gefällt es. "Es ist schön hier, wo sonst in Harburg kann man Leute kennenlernen, Klönen und was Nettes essen und trinken", sagt Ilona Peters von TuTech. Und Harburger Promis gucken. Unter Palmen treffen sich der FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Kurt Duwe und Bauunternehmer Frank Lorenz. Rainer Maria Weiß, Direktor des Helmsmuseums, lässt sich sehen, und einige Manager von der Aurelis-Planungsgesellschaft feiern ihre "Harburger Brücken". Dazu gesellt sich Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner.

Während der Party wird auch für den guten Zweck gesammelt. Diesmal soll der Hospizverein Hamburger Süden bedacht werden - bei so viel Lebensfreude im Beach Club muten die kleinen diskret platzierten Sparschweine, in die die Gäste ihren Obolus hineinrieseln lassen können, ein wenig skurril an. "Ach, ich hab da keine Berührungsängste. Das gehört halt dazu, man darf den Tod nicht verdrängen", sagt Hartmut Buck, Vorstandsmitglied des Hospizvereins. Wer mag, der kann sogar die "Harburger Brücken"-Baustelle gegenüber dem Beachclub besichtigen. Dort haben Wind und Wetter Löcher in die kürzlich von Künstlern geschaffenen Sandskulpturen gerissen. Ein großes, aus Sand geformtes Schiff ragt Titanic-gleich aus der Erde. "Hier wird in Zukunft eine Straße gebaut, und rundherum entstehen 120 Wohnungen. Das wird edel", sagt Architekt Olav Janssen und zeigt im Baucontainer anhand von Plänen und Skizzen, wie es einst aussehen soll im schicken neuen Binnenhafen-Quartier. Danach schließt er die Bude wieder zu. "Wenn ich den Container offen lasse, haben sich hier über Nacht irgendwelche Leute eingenistet", sagt er. Leute, für die "No more Blues" gerade nicht das Lebensmotto ist.