Wesel steht hinter dem Feuerwehrnachwuchs. Deutsche Meisterschaft am ersten Septemberwochenende in Weimar

Wesel. Im Feuerwehrgerätehaus in Wesel biegen sich die Regale unter dem Gewicht der zahllosen Pokale, im Treppenhaus ist zwischen all den aufgehängten Urkunden kaum ein freier Fleck Wand zu erkennen. Für die vielen Ehrungen verantwortlich ist die Jugendfeuerwehr des Ortes.

Am ersten Septemberwochenende soll möglichst eine weitere Trophäe dazukommen - dann geht es zur Deutschen Meisterschaft nach Weimar, und das ganze Dorf wird vom 2. bis 4. September dem engagierten Feuerwehrnachwuchs die Daumen drücken.

"Favorit sind wir nicht, aber wir sind guter Dinge", sagt ganz entspannt Jugendwart Martin Gellersen (40). Mit einem Team von zwölf Betreuern gibt er den jungen Leuten sein Wissen weiter. Um Präzision und Tempo geht es bei den Wettbewerben der Jugendlichen.

Die Übungen sind am möglichen Ernstfall ausgerichtet, mit dem die jungen Feuerwehrleute es später in der "erwachsenen" Wehr zu tun bekommen können. Normalerweise treffen sich die zehn bis 18 Jahre alten Jugendlichen mit ihrem Betreuerstab einmal in der Woche zum Üben, in der "heißen" Phase der Vorbereitung auf die Deutsche Meisterschaft sind es wöchentlich zwei Übungsabende. Da in Wesel zum Üben nur die "Feuerwehrwiese" zur Verfügung steht, eine echte Laufbahn aber fehlt, muss improvisiert werden - die entsprechenden Trainingseinheiten finden in Buchholz statt.

Im sogenannten A-Teil ist ein dreiteiliger Löschangriff auf ein fiktives Feuer zu absolvieren, und das möglichst ohne Fehler. Im B-Teil steht ein Staffellauf mit verschiedenen Aufgaben wie Aufrollen eines Löschschlauches auf dem Programm. Außerhalb der Wertung präsentieren die Weseler Jugendlichen in Weimar noch einen künstlerischen Beitrag in Form eines Tanzes.

Klar, dass an diesem Wochenende ganz Wesel hinter seiner Jugendfeuerwehr steht - Jugendwart Gellersen spricht von einer "ganz großen Unterstützung". Ein Reisebus ist schon gebucht, mit dem Eltern und Fans zur Unterstützung mit nach Thüringen reisen. Und obwohl von 32 Jugendfeuerwehrleuten nur neun beim Wettkampf zum Einsatz kommen, fahren fast alle mit, um ihre Kameraden anzufeuern - "das ist eine tolle Gemeinschaft".

Neben dem großen Rückhalt im Ort trägt wohl vor allem die Kontinuität zum Rezept des Gelingens bei: "Bei uns wechseln die Betreuer nicht so oft", sagt Gellersen. In 39 Jahren Jugendfeuerwehr ist er erst der dritte Jugendwart. Einer seiner Vorgänger ist Manfred Kröger (57), der 20 Jahre Jugendwart war und heute als Betreuer mit dabei ist.

Die Erfolgsgeschichte begann 1972 mit der Gründung der Jugendfeuerwehr - von Anfang an waren die jungen Weseler bei Wettkämpfen erfolgreich, schon 1975 gab es bei der Deutschen Meisterschaft den fünften Platz zu bejubeln. Anfangs waren nur Jungen bei der Jugendfeuerwehr willkommen, die Mädchen mussten sich ihr Mitmachen erst erkämpfen - heute gehören sie ganz selbstverständlich dazu und sind "mindestens genauso schnell und geschickt wie die Jungen", verrät Betreuer Kröger.

Zwar nahm man sich danach bis 2009 Zeit, ehe es wieder zu einer Teilnahme am Bundeswettbewerb - und zum dritten Platz - reichte, doch auch zwischendurch wurde gewonnen, was es zu gewinnen gab: Auf Kreisebene 19 Meisterschaften, zwölf Vizetitel und drei dritte Plätze - nur je ein sechster und ein neunter Platz gingen als "Ausrutscher" in die Annalen ein, dazu gab es Siege auf Bezirks- und Landesebene.

Mehr als 150 Jugendliche gehörten über die Jahre der Jugendwehr an, 38 von ihnen wurden in die "erwachsene" Weseler Wehr übernommen. Neben der feuerwehrtechnischen Ausbildung steht auch die allgemeine Jugendarbeit im Blickpunkt: Die Palette reicht von sportlichen Turnieren bis zu mehrtägigen Ausfahrten und Zeltlagern.

"In Niedersachsen können sich aus 1900 Jugendfeuerwehren zwei für den Bundeswettbewerb qualifizieren, in Hamburg sind es zwei von 40 - für so ein kleines Dorf mit 400 Einwohnern ist das etwas ganz Besonderes", erklärt Manfred Kröger den Stellenwert des aktuellen Weseler Erfolges.

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