Tag der offenen Tür und das Fest der Kulturen waren für alle Seiten ein Erfolg

Lüneburg. Zum ersten Mal feierte die Polizei Lüneburg den Tag der offenen Tür gemeinsam mit dem Fest der Kulturen. Das Ereignis trug das Motto "Region Lüneburg mit Sicherheit für alle!" So waren Multikultur und Integration nicht nur wichtige Bestandteile des Festes. Auch aus dem alltäglichen Leben sind Polizisten mit Migrationshintergrund nicht mehr wegzudenken.

Zu ihnen gehören Diba und Marfin. Beide befinden sich noch in der Ausbildung und besuchen derzeit die Polizeischule. "Migranten haben Vorteile", so der Leiter der Polizeiinspektion, Hans-Jürgen Felgentreu. "Sie bieten der Polizei einen breiten Zugang in die Gesellschaft."

Die 24-jährige gebürtige Afghanin Diba kam im Alter von zwei Jahren nach Deutschland. "Ich wollte schon immer zur Polizei", sagt die junge Frau. In der zehnten Klasse absolvierte sie ein Praktikum, nach dem Abitur bewarb sie sich um einen Ausbildungsplatz. Obwohl sie den strengen Bewerbungstest nicht zu hundert Prozent bestand - sie unterschritt die geforderte Körperlänge um einige Zentimeter - machte ihr Sprachtalent sie so interessant für die Polizei, dass diese vom Gardemaß Abstand nahm. Denn die Ablehnung begabter junger Menschen kann sich Polizei im Land gar nicht leisten. Sie sucht dringend Nachwuchs mit Migrationhintergrund.

Diba, deren Muttersprache das in Afghanistan gesprochen Farsi ist, beherrscht außerdem Indisch, Spanisch und Englisch. Sie ist gelernte Fremdsprachenkorrespondentin. Ihr 22-jähriger Kollege Farfin kam 1995 aus dem Irak nach Lüneburg. In der siebten Klasse wusste er, dass nach der Schule nur eine Ausbildung bei der Polizei für ihn in Frage komme.

Elf Monate dauerte das Bewerbungsverfahren. Letztlich war auch bei ihm der Migrationshintergrund Anlass für die Polizei, dem jungen Mann auszubilden. Wer sich für ein Praktikum oder eine Ausbildung bei der Polizei interessiert, dessen Noten müssen stimme. Das erfuhr die zwölfjährige Janina Jirjahlke von den Polizisten Frank Döring und Lutz Kaczmarek.

"In Deutsch und Mathematik solltest du auf Drei stehen, dein Gesamtdurchschnitt nicht schlechter als 3,2 sein", klärten die Beamten die Gymnasiastin auf. Neben den Zensuren sei das Polizei-Profil ausschlaggebend. "Du solltet weder auffällig noch aktenkundig sein", so Döring (50), "sprachlich auf der Höhe. Dich gut verkaufen können und normal sportlich sein." Viele Bewerber seien letztlich an ihrer Unsportlichkeit gescheitert, berichten die Beamten. "Also halte dich fit und bewirb dich rechtzeitig, denn bereits jetzt sind Praktikumsstellen bis Mai 2013 belegt", rieten sie der motivierten Schülerin. "Und wie sieht das mit den Ausbildungsplätzen aus", bohrte Janina weiter. "Von 6000 Bewerbern in Niedersachsen erhalten 550 einen Ausbildungsplatz", sagt Oberkommissar Kaczmarek (46).

Während sich die Polizei vornehmlich auf dem Gelände des Behördenzentrums präsentierte, tobte das Fest der Kulturen, veranstaltet vom Integrationsbeirat der Stadt Lüneburg, im benachbarten Basteipark. Neben Bauchtanz, Rap-Gesang und einer kolumbianischen Folkloretanzgruppe interessierten sich die Besucher für Kulinarisches aus Russland, der Türkei, Kolumbien und die prall gefüllten Pfannen des deutsch-arabischen Kulturvereins.

Deren Vorsitzende Najia Zaaboul-Weikämper kam 1990 als Studentin von Marokko nach Norddeutschland. "Was ich als Fremde hier erlebt habe, sind Erfahrungen, die ich weitergeben möchte", sagt sie. Der Verein unterstützt mit zahlreichen Angeboten vor allem Frauen bei der Integration.

Die internationale Mischung des Festes kam bei vielen Gästen gut an. Und so dürfte für Lüneburg ein neues, großes Fest geboren sein. Der multikulturelle Tag der offenen Tür.