Wie machen sich kleine Unternehmen, die kaum einer kennt, bekannt? Mit Werbung, die keiner merkt. Das Internet macht es möglich.

Maschen. Wie machen sich kleine Unternehmen, die kaum einer kennt, bekannt? Mit Werbung, die keiner merkt. Die sozialen Netzwerke im Internet machen das möglich. "Virales Marketing" nennen Experten das, wenn tausende Helfer die als lustige Nachrichten verpackten Firmenbotschaften bei Facebook oder in Blogs verbreiten.

Eine neue Dimension eines solchen virusartigen Werbefeldzuges starten drei Existenzgründerinnen ab September: Mit einer Schnitzeljagd bei vier sozialen Netzwerken gleichzeitig und zusätzlich eigenen Blogs wollen die drei Frauen eine Lawine auslösen, um den Bekanntheitsgrad ihrer jungen Internetfirmen schlagartig zu steigern.

Eine von ihnen kommt aus Maschen: Angela Mathea, 43, betreibt die virtuelle Boutique "Frauen-lieben-Taschen.de".

Kennengelernt haben sich die drei Frauen, wie kann es anders sein, im Internet. Beim Unternehmernetzwerk Xing stieß Angela Mathea auf Tanja Klindworth, 37, die das Hotel-Portal " www.spaness.de " in Hamburg betreibt. Als Dritte kam Katja Wegener, 39, hinzu, die aus einem kleinen Ort bei München Schönheitsprodukte für Wellness-Hotels vertreibt - diesmal entstand der Kontakt über Twitter. Gleichgesinnte aus den Branchen Mode, Hotel und Kosmetik - da geht doch was zusammen, meinten die drei.

"Indian Summer Rallye" nennen die drei Internet-Unternehmerinnen ihre Netz-Kampagne, um auf einen Schlag das Mitgliederpotenzial von gleich vier Internet-Foren anzuzapfen. Den ganzen September lang schicken sie ihre Freunde, Fans, Follower und Kontakte auf Schnitzeljagd von Facebook zu YouTube, von Twitter zu Xing und zurück. In Gewinnspielen und Filmchen verpackt, stimmt die Fangemeinde über Hotels, neueste Handtaschenmode und Kosmetika ab.

Produkte werden dabei zu Nachrichten, Unternehmerinnen zu "Freunden".

"Ich zeige einen Film bei YouTube", nennt Tanja Klindworth ein Beispiel, "und die Zuschauer müssen erraten, um welches Hotel es sich handelt." Natürlich eines, das die Unternehmerin vermarktet. Auf Facebook kann der Zuschauer gleich noch den "Gefällt mir"-Button drücken - oder es sein lassen. Auch das ist letztlich eine Information für die Hotelportal-Betreiberin.

Tanja Klindworth und Angela Mathea lotsen ihre Fangemeinde auch auf den eigenen Blog. Hier ist die Werbebotschaft besonders subversiv verpackt: in kleinen Geschichten für Frauen. Bei " www.wellness-case.de " ist die Protagonistin eine modische Handtasche, die zum Beispiel die Erlebnisse ihrer Trägerin ausplaudert. "Etwa 100 Leute am Tag lesen das", sagt Tanja Klindworth.

Ganz klassisch befüttern die drei Frauen ihre Kampagne mit Gewinnen: Wellness-Urlaube, Handtaschen, Kosmetika. Was sie hoffe, dafür zu bekommen, sind wertvolle Kundeninformationen. Welches Hotel lieben sie, welche Handtasche ist ein "Must have", welche ist dagegen schlichtweg als Irrtum einzustufen?

"Bei sozialen Netzwerken kann man nicht sagen, so oder so viel Profit springt dabei heraus", erklärt Angela Mathea. Der Sinn ihrer Kampagne sei, Dinge für die Zukunft auszuloten. Sich mit dem Kunden auszutauschen. Nirgendwo als in den sozialen Netzwerken kommuniziert der Unternehmer direkt mit so vielen Verbrauchern auf einmal. Bei Facebook etwa werden Marken zu "Freunden".

Aber gilt das auch für kleine, unbekannte Unternehmen? Angela Mathea und ihre Partnerinnen wollen das im Feldversuch erproben. Die Chancen stehen gar nicht einmal schlecht: Allein Angela Mathea hat 1000 Follower bei Twitter und mehr als 200 Kontakte bei Xing. Tanja Klindworth kann bei 800 Followern bei Twitter und 400 Kontakten bei Xing starten. Das sind alles Helfer, die posten, twittern und weitermailen. Werbung wird zur Nachricht und zehntausendfach weitergegeben.

Wie viele Verbraucher sie letztlich mit ihrer Social Network Tour erreichen werden, ahnen sie nicht einmal. "Wir erwarten nach zehn Tagen eine Welle", ist Tanja Klindworth zuversichtlich, " die nicht mehr nachvollziehbar ist."