Neu Wulmstorf soll “mittelzentralörtliche Teilfunktion“ beantragen

Neu Wulmstorf. Die Gemeinde Neu Wulmstorf soll beim Landkreis Harburg beantragen, bei der nächsten Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms die sogenannte mittelzentralörtliche Teilfunktion zugewiesen zu bekommen. Das hat der Ortsentwicklungsausschuss der Gemeinde am Donnerstagabend einstimmig empfohlen. Neu Wulmstorf erhielte damit zumindest planerisch bessere Möglichkeiten, Wohnen, Schulen und Handel zu entwickeln.

Gleichzeitig bemühen sich Neu Wulmstorfs Politiker zu betonen, dass die Gemeinde nicht darauf aus sei, stark zu wachsen. "Wir wollen keine Bevölkerungsexplosion", sagt Malte Kanebley (CDU). Uwe Gudowius (SPD) hält Gedankenspiele für unrealistisch, Neu Wulmstorf könne zu einem so starken Handelszentrum aufsteigen, dass die Nachbarn Buxtehude und Harburg zusätzliche Kaufkraftverluste befürchten müssten. Man dürfe nicht glauben, so der SPD-Fraktionsvorsitzende, dass Neu Wulmstorf heute oder morgen ein Karstadt-Kaufhaus bekäme.

In der Nachbarstadt Buxtehudes sehen Politiker und der örtliche Wirtschaftsförderungsverein Neu Wulmstorfs Ambitionen skeptisch, sich über ein Grundzentrum hinaus zu entwickeln. Wenn Warengruppen betroffen wären, die auch in der Buxtehuder Innenstadt erhältlich seien, würde die Stadt Buxtehude sich wehren, sagte Buxtehudes stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender Robert Kamprad dem Abendblatt. Buxtehude ist ein Mittelzentrum.

Laut dem Regionalen Raumordnungsprogramm sollten Neu Wulmstorfs Einwohner Waren des nicht alltäglichen Bedarfs dort oder im Oberzentrum Hamburg einkaufen.

"Wir wollen kein Mittelzentrum werden", beschwichtigt Uwe Gudowius. Die besseren planerischen Entwicklungsmöglichkeiten würden sich nur auf den Kernort Neu Wulmstorf mit seinen 15 700 Einwohnern beziehen - nicht aber auf die "grüne Wiese" in den übrigen Ortschaften der Gemeinde.

Im Gegensatz zum Geschäftsführer des Neu Wulmstorfer Gewerbevereins, Erich Körn, sieht Neu Wulmstorfs Dezernent für Ortsentwicklung, Thomas Saunus, keine nennenswerten zusätzlichen Entwicklungsmöglichkeiten für den Handel an der Hauptstraße (Bundesstraße 73). Selbst wenn die Autobahn 26 gebaut sei, würden 20 000 Fahrzeuge am Tag die Straße entlang fahren.

Die Straße bliebe vierspurig, das schränke Möglichkeiten für den Handel ein.

Laut Saunus wolle Neu Wulmstorf die mittelzentralörtliche Teilfunktion weniger zur Handelsexpansion. Vielmehr sollen die Gemeinde als Standort für Wohnen und Schulen gestärkt werden.

Der kleine niedersächsische Nachbar Hamburgs, so bezeichnet Uwe Gudowius Neu Wulmstorf, könne dann dem "ständigen Einreden" der Freien und Hansestadt endlich etwas entgegensetzen.