Ein nachgebauter Mississippi-Raddampfer legte an den Hamburger Landungsbrücken zur Hafenrundfahrt ab. Er fuhr rückwärts, obgleich das Schaufelrad am Heck sich nicht bewegte und knapp die Wasseroberfläche berührte.

Eine maritime Illusion, die für einen Augenblick nicht funktionierte.

"Sehen Sie", grinste der ältere Mann mit den Tätowierungen auf den Unterarmen, der neben mir auf der Bank saß, "da wollen sie den Touris in Hamburg vormachen, dass auf der Elbe Raddampfer wie auf dem Mississippi fahren. Dabei ist das Schaufelrad eine Attrappe, die sich beim Fahren drehen soll. Alles nicht mehr echt". Er sah mich lachend kurz von der Seite an und drehte sich eine Zigarette mit schwarzem Tabak aus einer Blechschachtel. Dann erzählte er, dass er in den 50er-Jahren als Trampschiff-Matrose zur See gefahren war und die echten Mississippi-Raddampfer auf dem Old Man River noch in Betrieb gesehen hat.

Ich hörte seinen lebendig vorgetragenen Schilderungen gerne zu. Von New Orleans mit seinen Jazz- und Blues-Kneipen führte der Kurs rostiger Seelenverkäufer, die nur durch abblätternde Farbe zusammengehalten wurden, in die Karibik, nach Panama und noch viel, viel weiter. Geschichten, die ihm heute kaum jemand mehr glauben würde, echte Oldtimer-Geschichten.

Von unten auf dem Ponton drangen die Stimmen der Männer, die Angebote für Hafenrundfahrten in die Menge riefen. Von links tönte die Akkordeon-Melodie "Schön ist die Liebe im Hafen", die ein Mann rechts mit weißer Kapitänsmütze mit "La Paloma" auf seinem Akkordeon zu übertönen versuchte. Auf der Elbe drehte sich jetzt das Schaufelrad des Raddampfers. Und es sah überhaupt nicht wie eine Attrappe aus.