Er meistert die schwierigsten Übungen, scheut die Konkurrenz von Sportstars wie Fabian Hambüchen und Marcel Nguyen nicht.

Er zeigt auch sonst im Leben sehr viel Mut und Durchsetzungsfähigkeit. Da sollte man doch meinen, einmal ins iranische Konsulat marschieren und sich den von den deutschen Behörden verlangten iranischen Pass besorgen, ist leichter als ein Salto rückwärts. Doch das ist für Reza Abbasian eine existenzielle Frage. Sein Vater hat seinen Aufenthaltstitel aufgrund einer Menschenrechtskonvention bekommen. Diese Konventionen beinhalten klare Kriterien. Man kann sich deshalb vorstellen, was die Familie im Iran durchgemacht haben mag - und welche schrecklichen Erfahrungen sie mit dortigen Ämtern und Behörden gemacht haben könnten.

Wer so ein Schicksal erlitten hat, der ist schon mal von vornherein misstrauisch gegenüber staatlichen Stellen, egal, in welchem Land sie sich befinden. Weshalb nun der Vater hier einen Aufenthaltstitel erlangt hat und der Sohn, der sicherlich genauso von Verfolgung betroffen wäre, nicht - das weiß nur der Amtsschimmel. Und genau diese Bürokratie sorgt auch dafür, dass wir es hier mit einem vierfachen Deutschen Jugendmeister im Mehrkampf zu tun haben, der eigentlich gar kein Deutscher ist.

Diese paradoxen Zustände zeigen einmal mehr, dass sich dieses Land endlich zu einer moderneren Einwanderungspolitik durchringen muss. Auf der einen Seite will man sich gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland holen, auf der anderen Seite macht man es genau diesen Menschen mit der Gesetzeslage schwer, hier dauerhaft Fuß zu fassen. Dasselbe gilt für Migranten, die Tag für Tag durch ihre Leistungen zeigen, dass sie hier gut integriert sind. Integration, dass ist keine Sache von Vorgaben auf dem Papier, das muss von den Menschen gelebt werden. Menschen, wie Reza Abbasian aus Nenndorf, der vierfacher Deutschen Jugendmeister im Mehrkampf ist, ohne Deutscher zu sein.