Im Otterzentrum Hankensbüttel leben Fischotter, Dachs & Co.

Hankensbüttel. Die Fischotter sehen possierlich aus, doch Dominik Theel macht deutlich: Hier handelt es sich um Raubtiere. "Sie sind bissig, deshalb haben wir Schuhe mit Stahlkappen an, wenn wir ins Gehege gehen." Ins Ottergehege geht er regelmäßig, schließlich absolviert Theel hier seinen Bundesfreiwilligendienst und ist für die Fütterung der wilden Tiere im Otterzentrum Hankensbüttel zuständig.

War der Fischotter zumindest in den alten Bundesländern wegen rigoroser Bejagung fast schon ausgestorben, so erfreut sich das gewandte Tier seit einigen Jahren wachsender Popularität und kehrt allmählich zu seinen natürlichen Lebensräumen an den Flüssen zurück. Auch an Ilmenau und Elbe, Alster, Aller und Luhe gibt es wieder Fischotter. Doch in "freier Wildbahn" ist ein Blickkontakt eher selten, schließlich sind Otter nachtaktiv und scheu.

Auch im Otterzentrum brauchen die Besucher Geduld, wenn sie einen Fischotter sehen wollen. Sie haben in den weitgehend naturbelassenen Gehegen ihre Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten. Wer die Otter und die anderen seltenen heimischen Raubtiere in Aktion erleben möchte, folgt am besten einer Fütterungsführung mit Dominik Theel oder seinen Kollegen.

Alle 15 Minuten wechselt der Standort - mal bekommen die Fischotter ihr Futter, dann sind die Dachse dran, oder die Iltisse machen brav "Männchen" in Erwartung eines Leckerbissens. Auch Hermeline, Nerze, Stein- und Baummarder sowie Frettchen leben hier. Letztere sind die einzigen, die sich auch mal auf den Arm nehmen und streicheln lassen. Bei den beißfreudigen Fischottern gehe das gar nicht, sagt Mark Ehlers, 39, der das Otterzentrum leitet: "Streicheln lassen sie sich nicht, das sind wilde Tiere, und das ist auch richtig so. Die kennen kein Pardon."

So ist das 1988 in Hankensbüttel in der Südheide eröffnete Otterzentrum auch kein Streichelzoo, sondern ein Ort, um scheue Wildtiere in einer Umgebung zu beobachten, die möglichst exakt ihren natürlichen Lebensräumen entspricht. 80 000 Gäste pro Jahr wollen das sehen; seit der Eröffnung waren es schon rund zwei Millionen - "ein toller Erfolg", sagt Ehlers. Das hätten die Initiatoren anfangs kaum erwartet, doch neben Naturfreunden als privaten Besuchern kommen regelmäßig auch Schulklassen her - 400 sind es pro Jahr. Auch Menschen, die sonst nicht in den Zoo gehen, loben den naturnahen Charakter.

"Die Tiere haben hier sehr große Gehege, sie fühlen sich wohl und danken uns das mit einer hohen Lebenserwartung", so Ehlers. "In den 1970er-Jahren war der Fischotter in der Bundesrepublik fast ausgestorben", erinnert er sich. Doch auf Initiative des Försters Claus Reuther entstand im Harz im Garten seiner Försterei ein kleiner Vorläufer des Otterzentrums. Tiere aus einer Zucht in England wurden im Gartenteich gehalten und erforscht. "Man wusste nicht viel über die Fischotter", sagt Ehlers. "Wir wollten wissen, was diese Tiere brauchen, um in freier Wildbahn überleben zu können."

So war von Anfang an die Forschung eines der wichtigsten Ziele des 1979 von Claus Reuther gegründeten Vereins "Aktion Fischotterschutz". Bis heute widmen sich die Otterfreunde nicht nur der Präsentation der Tiere in der gut sechs Hektar großen Anlage in Hankensbüttel, ganz wesentlich sind auch die Schaffung von Lebensräumen an Bächen, Flüssen und Seen und die Wiederansiedlung des Fischotters in den heimischen Gewässern.

Die Erfolge sprechen für sich - für Mark Ehlers ist das eine "sehr erfreuliche Entwicklung". Ging es früher vor allem um Begradigung und ökonomische Nutzung von fließenden Gewässern, so hat inzwischen ein Umdenken Einkehr gehalten - dadurch haben sich die Lebensbedingungen für die Fischotter positiv entwickelt. Auch die Wasserqualität hat sich wieder verbessert.

Für einen nachhaltigen Schutz ist aber auch Öffentlichkeitsarbeit nötig, weiß man bei der Aktion Fischotterschutz. "Für ein Tier, das man nicht kennt, setzt man sich auch nicht ein", erläutert Ehlers. Umso wichtiger für den Verein ist es daher, dass die Besucher etwas über den Otter erfahren, der erst seit 1978 in ganz Europa nicht mehr gejagt werden darf.

"Der Fischotter ist ein Sympathieträger geworden und ein Symbol für erfolgreichen Naturschutz", so Mark Ehlers. Dabei war in der Vergangenheit der Mensch der gefährlichste Gegner: Der Fischotter wurde lange Zeit intensiv bejagt und als Schädling bekämpft, außerdem war sein Fell begehrt. Seine damaligen Feinde leben gleich nebenan: Eine Gruppe von Otterhunden, die früher für die Jagd eingesetzt wurden, ist im Otterzentrum auch zu sehen. Mit dem Ende der Otterjagd hat auch diese Hunderasse ihre Bedeutung verloren und ist inzwischen selbst vom Aussterben bedroht. Mehr Infos im Internet.

www.otterzentrum.de