Wenn Alf Olaf Frank von Frankenstein den Hammer schwingt, leuchten bei einem im Saal die Augen, und die anderen gehen leer aus.

Schneverdingen. Der 63-Jährige mit dem ungewöhnlichen Nachnamen Frank von Frankenstein ist behördlich anerkannter Auktionator. Nach einer Tätigkeit als Angestellter in einem Auktionshaus in Hamburg machte er sich vor 25 Jahren in Schneverdingen selbstständig. Die 200. Auktion in seinem eigenen Auktionshaus findet am 3. September statt.

Ob Bauernmöbel oder Bernsteinschmuck, Heidebilder oder Künstlerpuppen - während der rund zehn Auktionen pro Jahr finden Fans der unterschiedlichsten Interessengebiete Neues für ihre Sammlungen. Angst müsse niemand haben, versichert Frank von Frankenstein. Dennoch bestehe bei vielen eine Schwellenangst.

Dabei geht es meistens nicht um das "große Geld" wie bei jener handsignierten Lithografie von Marc Chagall, die über 5000 Euro einbrachte. Vielmehr kommen hier auch Schnäppchenjäger mit kleinem Geldbeutel zum Zuge - und die Freude ist in jedem Fall gleichermaßen groß. Da wechselt schon mal ein Ölbild mit Landschaftsmotiv aus der Lüneburger Heide für gerade 30 Euro den Besitzer, eine elegante Dame zahlt vier Euro für zwei Silbergabeln, eine Sammlerin aus Buxtehude erhält den Zuschlag und ersteht für zwei Euro einen alten Nachttopf.

Auch wer nichts ersteigert, erfreut sich an dem Unterhaltungswert, den Auktionator Frank von Frankenstein seinen Gästen bietet. Eine solche Auktion ist ein Erlebnis für sich - der Eintritt ist frei, und Zuschauen verpflichtet zu nichts. Wer mit bieten möchte, lässt sich registrieren und bekommt eine weiße Tafel mit schwarzer Bieternummer darauf.

Wer seine Tafel in einem unbedachten Augenblick oder aus Versehen hochhält, hat nichts zu befürchten. Frank von Frankenstein nimmt nur die ernst gemeinten Gebote zur Kenntnis. Gelegentlich treiben zwei oder mehr Teilnehmer durch abwechselndes Heben ihrer Täfelchen den Preis in die Höhe - "das liebe ich", sagt der 63-Jährige. Doch manche Objekte finden auch gar keine Interessenten. Solche Ladenhüter kommentiert er lapidar: "Nächstes Mal kommt es wieder, da haben Sie Zeit zum Überlegen."

Wenn Frank von Frankenstein versichert, er liebe seinen Beruf, dann glaubt man ihm das. Zwei alte Stühle preist er vor lachendem Publikum so an: "Nehmen sie beide, wenn der eine zusammenbricht, dann haben Sie noch Ersatz". Und wer drei Bronzeleuchter für 40 Euro kauft, der bekomme noch eine Bockwurst dazu. Wenn trotz solcher Motivation die Gebote nur schleppend kommen, dann kündigt er an, "gleich mal eine Runde Kaffee" kommen zu lassen. Und wenn eine gut erhaltene Vase eines namhaften deutschen Porzellanherstellers nicht mal fünf Euro erzielt, dann ruft er den Gästen zu, sie seien "heute aber ein bisschen geizig". Überhaupt gibt es vom Auktionator während der rund vierstündigen Auktion - in der Pause werden Kaffee und Würstchen verkauft - manch launigen Spruch zu hören. Frank von Frankenstein hat zu jedem Objekt etwas zu sagen und tut es auch: "Das erwarten die Kunden von mir." Doch bei allem Spaß: "Wenn wir nicht seriös arbeiten würden, wären wir schnell weg vom Fenster gewesen. Über die Jahre haben wir uns einen guten Namen gemacht."

Viele Besucher reisen aus Hamburg, Bremen oder Schleswig-Holstein an und kommen schon seit Jahren regelmäßig nach Schneverdingen: "Die Menschen kommen her, um ein Schnäppchen zu machen, dafür gibt es Auktionen." Auch Wiederverkäufer zählen zu den Kunden - sie bieten die ersteigerte Ware später im eigenen Antiquitätengeschäft an.

Die Folgen konjunktureller Schwankungen wirken sich allerdings auch auf das Auktionsgeschäft aus, registriert Frank von Frankenstein: "Es ist schwieriger geworden, das Geld wird nicht mehr so ausgegeben wie früher."

"Nachschub" kommt vor allem aus Nachlässen - das sind dann geerbte Puppen oder Weinflaschen mit Inhalt, Standuhren oder Deckenleuchter, Porzellanservices oder Kristallgläser. Wenn die Zeit der ersten Trauer vorbei ist, trennen sich die Hinterbliebenen häufig von den Wertsachen oder Sammelgegenständen des Verstorbenen, hat Frank von Frankenstein festgestellt. Längst nicht alles hat die reale Chance, einen guten Preis zu erzielen. Oft ist ein gewisser Wertverlust hinzunehmen: "Sie kaufen Ihrer Frau einen Ring - später bekommen Sie dafür noch ein Drittel oder ein Viertel vom Neupreis."

Die Stücke, bei denen Frank von Frankenstein dennoch den Daumen hebt, werden in Kommission genommen und können in seinem Auktionshaus besichtigt werden. Rund 1300 Positionen sind ständig im Angebot, auch ein freier Verkauf außerhalb der Auktionstermine ist möglich. Das Auktionshaus in Schneverdingen, Hasenwinkel 20-24, ist dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr und sonnabends von 10 bis 14 Uhr geöffnet, sonntags ist Schautag von 14 bis 18 Uhr. Die nächsten Auktionen finden jeweils sonnabends ab 11 Uhr statt - am 3. September, 29. Oktober und 3. Dezember.

www.frankvonfrankenstein.de