Die Klinik bemüht sich mit Erfolg, die Intensivmedizin menschlicher zu gestalten. Und hat dafür sogar eine Auszeichnung erhalten.

Buchholz. Auf die Intensivstation eines Krankenhauses zu kommen - das ist für viele eine Horrorvorstellung. Das Krankenhaus Buchholz bemüht sich mit Erfolg, die Intensivmedizin menschlicher zu gestalten. Und hat dafür sogar eine Auszeichnung erhalten.

Im ersten Stock des Klinkerbaus an der Steinbecker Straße ist es laut und ein bisschen unheimlich: Monotones Piepsen, Menschen mit einem Schlauch in der Kehle, ihr Körper mit Kabeln, Sensoren und noch mehr Schläuchen bedeckt. Patienten, die eine intensivmedizinische Versorgung benötigen, sind oft nicht mehr bei Bewusstsein. Doch sie spüren ganz genau, dass etwas nicht stimmt. Die ungewohnte Atmosphäre macht ihnen oft Angst. Wie gut tut es dann, wenn sich ein bekanntes Gesicht über das Bett beugt, die Hand des Kranken nimmt und streichelt, eine vertraute Stimme zu ihm spricht.

Krankenschwester Imke Norden kennt diese Bilder. Sie pflegt seit 25 Jahren Patienten auf der Intensivstation des Krankenhauses Buchholz. In einer Fachzeitschrift stieß sie auf die Idee der "angehörigenfreundlichen Intensivstation". Nicht mehr zu festgelegten Zeiten, sondern Tag und Nacht sollen die Kranken von ihren Nächsten besucht werden können. Das bestätigte ihre Erfahrung: "Ich fand es schon immer gut, wenn Angehörige zu uns auf die Station kamen".

Imke Norden brachte ihre Idee auf einer Konferenz vor. Und erntete Bedenken. "Doch inzwischen klappt das bei uns sehr gut", sagt Dr. Kai Rathjen. Er ist Oberarzt und Leiter der Intensivstation, auf der sich rund um die Uhr zwei bis drei Ärzte pro Schicht und zahlreiche Pflegerinnen und Pfleger um die Schwerstkranken in den zehn Betten bemühen. Seit gut einem Jahr ist die Intensivstation des Krankenhauses Buchholz mit einem Zertifikat als "angehörigenfreundlich" ausgezeichnet.

Schon oft hat Rathjen erlebt, wie die Lebenspartner, die Eltern oder gute Freunde dem Patienten ein Gefühl der Geborgenheit inmitten der Apparatemedizin geben. Und wie Angehörige, verstört von der Diagnose, "nur eben mal nachschauen" wollen, weil sie die Ungewissheit sonst nicht aushalten. Oft brauchen auch sie Zuspruch und Betreuung. Dieses Plus an Menschlichkeit wiegt für Rathjen und sein Team die Mehrarbeit, die das Konzept mit sich bringt, allemal auf.

Am schönsten ist es für Ärzte und Pfleger, wenn es gelingt, Patienten ganz wiederherzustellen. Und wenn diese Patienten sich so gut aufgehoben fühlten, dass sie - als Besucher - auf die Station zurückkehren. "Viele kommen nicht weiter als bis zur Tür. Denn sobald sie dieses Piepsen hören, wird für sie die belastende Zeit der Krankheit wieder wach", beschreibt er. "Aber trotzdem strahlen sie uns an und sagen 'Dankeschön'. Das ist ein gutes Gefühl."