In der Bildungsstätte des Hamburger Handwerks in Harburg wird neue Technologie erprobt. Die getestete Anlage wird als Solar-Eisspeicher bezeichnet.

Harburg. In Gedanken an steigende Öl- und Gaspreise wünscht sich so mancher, die Sonnenwärme des Sommers zu speichern, um mit ihr im Winter preiswert die Wohnung zu heizen. Umgekehrt wäre es im Sommer wünschenswert, mit winterlicher Kälte die Wohnung zu kühlen und eine teure Klimaanlage überflüssig zu machen. Das Ganze ist inzwischen keine Zukunftsträumerei mehr sondern funktionierende Wirklichkeit. Energiespareffekt gegenüber herkömmlicher Technik: gut 30 Prozent.

Im Elbcampus, der Bildungsstätte des Hamburger Handwerks in Harburg, in der Straße Zum Handwerkszentrum, läuft seit einem Jahr eine Anlage erfolgreich im Testbetrieb. Die Isocal HeizKühlsysteme GmbH, die E.ON Hanse AG, das Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik (ZEWU) der Handwerkskammer und die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) sind dabei Projektpartner. Gestern war dazu eine Tagung im Elbcampus, an der gut 60 Fachleute teilnahmen.

Die getestete Anlage wird als Solar-Eisspeicher bezeichnet. Sie besteht aus einem unterirdischen und einem oberirdischen Teil, wobei sehr viel Stahlbeton zu einem unterirdischen Behälter von 150 Kubikmeter Fassungsvermögen verarbeitet worden ist. Der Behälter ist nach außen wie eine Thermoskanne stark gegen Energieverluste (Verluste von Wärme oder Kälte) isoliert.

Thomas Bauer, Projektingenieur bei E.ON: "Vor dem Hintergrund, dass deutschlandweit etwa 14 Prozent des Stromverbrauchs für den Einsatz von Kälte- und Klimatechnik verwendet werden, ist diese Technologie zukunftsweisend." Die Anlage arbeitet mit einer Gas-Absorber-Wärmepumpe, die der gespeicherten Flüssigkeit Wärme entzieht und im Rücklauf Kälte abgibt. So ist die Speicherflüssigkeit im Frühjahr, nach dem Ende der Heizperiode bis zur Eisbildung heruntergekühlt. Im Sommer wird die Bildungsstätte damit gekühlt.

Gisela Renneberg vom ZEWU: "Die Gaswärmepumpe hat einen über 60 Prozent höheren Wirkungsgrad gegenüber herkömmlicher Heizkesseltechnik." Die Solar-Eisspeicheranlage hat eine Leistung von 37 Kilowatt und unterstützt das im Elbcampus zu Wärme- und Stromerzeugung (etwa 300 Kilowatt Leistung) installierte Blockheizkraftwerk. Renneberg: "So eine kleine Solar-Eisspeicheranlage für den Hausgebrauch spart etwa 30 Prozent Betriebskosten, ist aber gegenüber einem herkömmlichen etwa 6000 Euro teuren Heizkessel mit 12 000 bis 15 000 Euro in der Anschaffung mehr als doppelt so teuer. Die Mehrkosten sind nach ein paar Jahren durch geringere Betriebskosten wettgemacht." Die Anlage kann am Donnerstag, 18. August, 10 Uhr, bei der Umwelttour besichtigt werden, oder am Sonnabend, 3. September, 15 Uhr, beim Tag des Handwerks.