Der italienische Adlige Carlo Caffarelli ist Restaurantchef in Ohlendorf und Mitglied bei Feuerwehr und Schützenverein.

Ohlendorf. Spaghetti Carbonara stehen nicht auf der Speisekarte, das ist ungewöhnlich für ein italienisches Restaurant. "Auch wenn viele das glauben, aber Spaghetti Carbonara sind kein Routinegericht. Spaghetti Carbonara sind ein Kunstwerk. Bei der Zubereitung kommt es mehrmals darauf an, den richtigen Moment nicht zu verpassen - deshalb könnte ich das Gericht unmöglich zwanzigmal am Abend kochen", erklärt Carlo Caffarelli leidenschaftlich. Caffarelli, 42, stammt ursprünglich aus Rom, lebt seit 1995 in Deutschland und betreibt jetzt seit knapp einem Jahr in Ohlendorf das "Little Italy".

Tatsächlich fühlt man sich in dem kleinen, in einem Keller gelegenen Restaurant fast schon in das italienische Viertel von New York zurückversetzt: Die Tische sind klassisch italienisch eingedeckt, mit rot-weiß-karierten Tischdecken, an den dunkelroten Wänden hängen nostalgische Schwarzweiß-Fotografien. Gleich rechts neben dem Eingang steht ein altes Klavier, jeden Freitagabend gibt es Live-Musik.

Gutes Essen hat in Carlo Caffarellis Familie immer schon eine große Rolle gespielt. "Meine Mutter Stefania hat jeden Mittag und jeden Abend gekocht, die ganze Familie hat sich dann um den Tisch versammelt."

Am Wochenende hat Papa Giovanpietro den Kochlöffel geschwungen. Sohn Carlo, zweitjüngstes der insgesamt sechs Caffarelli-Kinder, hat fast immer geholfen und konnte bereits als kleiner Junge die italienischen Pasta-Klassiker alleine auf den Tisch bringen. Vorzugsweise gab es bei den Caffarellis die typisch römische Küche, bei der viel Tomaten, Pecorino-Käse aus Schafsmilch, Fisch und Kalbfleisch verwendet werden.

Viele Zutaten baute die Familie selber an, auf Sizilien betrieben die Caffarellis auf 500 Hektar Land sechs Bauernhöfe. "Wir haben Milch und Käse und Olivenöl hergestellt und von Zeit zu Zeit auch Wein", berichtet Carlo Caffarelli, der bereits mit 14 Jahren Auto und Trecker fuhr und in jeder freien Minute auf dem Hof mitarbeitete. Doch wie landet ein italienischer Grundbesitzer als Gastronom in Ohlendorf?

"Mit 23 Jahren habe ich mich in eine Deutsche verliebt, die in Rom eine Ausbildung zur Freskenmalerin machte", erklärt der Wahl-Seevetaler. Es folgten Heirat und die Rückkehr nach Deutschland, wo schließlich die drei gemeinsamen Kinder Colombina (16), Flavio (9) und Flaminia (5) zur Welt kamen. Den Lebensunterhalt für die Familie hat Carlo Caffarelli schließlich in der Reinigungsbranche verdient. "Aber ich habe weiterhin viel gekocht und immer davon geträumt, eines Tages ein kleines Restaurant zu eröffnen." Mittlerweile freut sich der Wirt über so manchen Stammgast. Und auch darüber, im Dorfleben voll integriert zu sein; der Italiener ist Vereinsmitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr und im Schützenverein. Auch Anita, die Küchenhilfe im "Little Italy", stammt aus Ohlendorf. Jugendliche aus dem Ort schauen regelmäßig vorbei und bieten ihre Dienste als Kellner an.

Was kaum jemand weiß: Carlo Caffarelli ist ein echter Herzog. Doch schon lange spielt der Adelstitel in seinem Leben keine Rolle mehr. "Die Familie ist wichtig, die Kinder. Und meine Gäste natürlich - ich hoffe, dass sie noch lange Zeit Gefallen an meinen Kochkünsten finden."

Übrigens: Auch wenn sie nicht auf der Karte stehen, kann man im "Little Italy" selbstverständlich auch Spaghetti Carbonara essen. Es empfiehlt sich nur, bereits bei der Bestellung des köstlichen Pasta-Klassikers den richtigen Moment abzupassen und Carlo Caffarelli persönlich mit dieser kulinarischen Herausforderung zu betrauen. Denn Spaghetti sind nicht nur Kunst, sondern auch Chefsache.