Die Bundesministerin war zu Besuch im Zentrallager der Spethmann Holding. Sie untersützte Parteikollegen Norbert Böhlke.

Buchholz. Die Quecksilber-Säule hält sich standhaft über der 15-Grad-Marke - Hochsommer in Niedersachsen. Vor dem Zentrallager der Laurens Spethmann Holding (LSH) in Buchholz friert das Empfangskomitee. Aber niemand hat gesagt, dass Wahlkampf einfach geht. Und dann fährt die Bundesministerin für Arbeit und Soziales in der schwarzen Dienstkarosse vor, überpünktlich um 16.55 Uhr, fünf Minuten vor der Zeit. Ursula von der Leyen (CDU) ist auf Wahlkampftour für die Parteikollegen vor Ort. Sie kommt gerade aus Winsen, wo sie sich mit André Wiese, dem CDU-Bürgermeisterkandidaten für die Luhe-Stadt, bei dem Arzneimittelhersteller Dr. Loges und Co. GmbH zeigte.

Jetzt soll sie mit Norbert Böhlke, CDU-Landtagsabgeordneter mit Sitz im Kreistag, im Zentrallager der LSH in die Kamera lächeln, mit jungen Auszubildenden sprechen und sich die Wünsche eines Unternehmens anhören, dass eine eigene Ausbildungsfirma für junge Menschen gegründet hat, deren Chancen nach der Hauptschule auf einen Ausbildungsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt gleich null waren. Sie lernen hier im Teegeschäft den Beruf des Lageristen. Andreas Buß vom Vorstand der LSH begrüßt von der Leyen. Aufgeräumt, offen und freundlich wirkt die Frau. Und als Buß ihr nach dem Rundgang durch das Lager eine Tasse Tee in der Kantine in Aussicht stellt, freut sich von der Leyen. Das sei wirklich was Feines, "nach all dem Kaffee, den ich heute zu trinken bekommen habe", sagt sie.

"Herr Böhlke hat lange geworben um diesen Termin, aber nun bin ich auch gespannt auf Ihre Auszubildenden", so die CDU-Politikerin, von der ihre Parteikollegen behaupten, sie sei gut getaktet, arbeite wie ein Uhrwerk. Kein Wunder bei sieben Kindern, bei einem an Demenz erkrankten Vater, dem ehemaligen Niedersächsischen Ministerpräsident Ernst Albrecht, und einem Job als Bundesministerin für Arbeit und Soziales in Berlin. Die Familie lebt bei Hannover. Die Medien betitelten von der Leyen schon als "Super-Nanny" und "Kult-Mutti", und die Süddeutsche Zeitung beschrieb sie einst als eine "Meisterin der Selbstdarstellung". Aber heute soll sie Werbung für die CDU, für Norbert Böhlke für die Kommunalwahl am 11. September machen. Norbert Böhlke weicht ihr nicht von der Seite.

In der Pack-Halle der OTG steuert die Ministerin schnurstracks auf die erste Auszubildende zu, fängt ohne Umschweife eine Unterhaltung an. Ob es der jungen Frau hier gefalle. Denise Wegener antwortet höflich, die Aufregung ist der angehenden Lageristin anzusehen. Die Arbeit mache Spaß, sie sei 25 Jahre alt, habe gerade ihre Ausbildung angefangen und wolle gerne ihre Prüfung zur Fachkraft für Lagerlogistik machen, erzählt Denise Wegener. Ein kurzes Gespräch, eine lächelndes "Weiter so" von der Arbeitsministerin. Der Tross bewegt sich zum nächsten Packtisch. Wieder kommt die Ministerin mit den jungen Leuten ins Gespräch. Unterbrochen wird der Azubi-Ministerin-Kontakt nur von den Erklärungen zu den Arbeitsabläufen bei der OTG von Andreas Buß. Die Frau scheint tatsächlich getaktet zu sein, immer den Zeitplan im Kopf, arbeitet sie alle Stationen ab, ohne ihren Gesprächspartner das Gefühl zu geben, sie sei in Eile.

Ein Stockwerk höher, in der Kantine sind die Tische mit Butterkuchen und Pralinés eingedeckt. Die Ministerin sitzt, der Tee wird serviert. Und Andreas Buß hat Gelegenheit, dem Besuch aus Berlin die firmeneigene Initiative "OTG Zukunft durch Ausbildung" vorzustellen. Die Laurens Spethmann Holding hat eine Tochtergesellschaft gegründet, auf Initiative von Andreas Buß. Der Ausbildungsbetrieb bietet jungen Menschen die Möglichkeit, auch mit schlechten Hauptschul-Noten eine qualifizierte Ausbildung zu machen. Buß: "Wir bilden regelmäßig zehn bis elf junge Menschen im Jahr aus, und alle, die dabei geblieben sind, haben auch die Prüfung gemacht." Anschließend seien sie fit für den ersten Arbeitsmarkt, einige von ihnen würden auch übernommen, keiner von ihnen sei "mit einem geraden Lebenslauf" gestartet. Buß: "Bei unseren Bewerbungsgesprächen gehen nicht nach der Papierform der Bewerbungsmappe, wir sehen uns den Menschen an." Einige von diesen jungen Menschen sitzen mit der Ministerin jetzt in der Kantine.

Dann ist es für Buß Zeit, einige Wünsche an die Arbeitsministerin loszuwerden: "Wir wollen unsere Mütter so schnell wie möglich wieder haben und wüschen uns eine Verbesserung der Kindergarten Struktur." Und Andreas Buß fordert eine Verbesserung der Ausbildungsreife an den Hauptschulen, wo "leider schon vielen Schülern gezeigt wird, dass sie schon dort am Ende der Fahnenstange angekommen" seien. Dann drückt Buß der Ministerin noch das Konzept für ein neues Gemeinschaftsprojekt mit der Süderelbe AG, "14 plus" in die Hand. Danach sollen Hauptschüler schon ab der achten Klasse von Mentoren aus der Wirtschaft begleitet werden. Von der Leyen bedankt sich für "eine schöne und lange Rede". Solche Unternehmer wie die der Laurens Spethmann Holding wünsche sie sich mehr in Deutschland. Dann spricht die Ministerin über die Zukunft am Arbeitsmarkt, über den drohenden Fachkräftemangel und davon, dass ihm jetzt schon mit aller Kraft gegengesteuert werden müsse, auch mit solchen Ausbildungsinitiativen wie hier in Buchholz. Von der Leyen: "Alle Jugendlichen brauchen eine Chance." Es ist Punkt 18 Uhr, die Ministerin reist ab. Fragen der Azubis an die Ministerin gab es in der Kantine nicht mehr. Dimitrij Repp und Alexander Riemer, beide machen eine Ausbildung zum Lageristen, sind begeistert von der Ministerin für Arbeit und Soziales. "Wir dachten, sie müsste eingebildet sein, aber sie war ganz normal, so wie wir alle."