“Wir sind uns der Entwicklung bewusst“, sagt Miteigentümer Andreas Czwicklinski. Veränderungen sollen nur die Ladenzeile betreffen.

Harburg. Es tut sich was im Centrumshaus. Mit dem Bau des Verwaltungszentrums, in dem bis 2013 alle Harburger Ämter unter einem Dach sein sollen, wird das Centrumshaus als Einzelhandelsstandort eine ganz neue Bedeutung bekommen. "Wir sind uns der Entwicklung bewusst", sagt Andreas Czwicklinski, der mit Dirk Michalski und Frank Vollstedt seit 2005 die Eigentümergemeinschaft bildet. Der Ladenzeile stehen Veränderungen bevor.

Der Zeitpunkt ist günstig. "Wir werden genau auf der Achse Rathausforum und Bushaltestelle beziehungsweise S-Bahn liegen. Das wird die Fußgängerfrequenz deutlich erhöhen", glaubt Czwicklinski.

"Gleichzeitig haben wir gerade einen Generationswechsel beim Einzelhandel." Die Buchhandlung Stein hatte kürzlich aufgegeben. Der Friseur Tietz, der einen Mietvertrag von 1932 hat und damit mit Abstand der älteste Mieter in dem 1928 fertig gestellten Zentrumshaus, damals schrieb man es mit "Z", ist, wird bald altersbedingt seinen Laden schließen. Bereits leer steht der Weinhandel, dessen Besitzer ebenfalls aus Altersgründen aufgegeben hatte. "Wir werden diesen Wandel nutzen, den Zuschnitt der Läden zu ändern", so Czwicklinski. Die ganz kleinen Ladenflächen sollen verschwinden. Um die 100 Quadratmeter, so die Vorstellung, soll jede Gewerbefläche groß werden. Umgebaut, nach den Vorgaben des Denkmalschutzamtes, wird die Fensterfront. So will die Eigentümergemeinschaft ein wertigeres Bild der Ladenzeile erreichen. "Das Centrumshaus soll wieder seinem Namen gerecht werden", sagt Czwicklinski. Die Änderungen sollen aber lediglich die Ladenzeile betreffen.

In dem Gebäude befinden sich 44 großzügige Wohnungen, von denen die meisten über eine Fläche ab 100 Quadratmeter verfügen und die vor allem von Familien bewohnt werden. Außerdem sind drei Arztpraxen im Centrumshaus. Es markierte mit seiner Fertigstellung einen Wandel in der Harburger Innenstadt. Erste Planungen, die einen üppigen Bau mit Säulen im wilhelminischen Stil vorsahen, wurden verworfen. Der Architekt Eugen Schnell, der als Leutnant in der Pionierkaserne diente und hier heiratete, hat das Centrumshaus entworfen. Die klaren Linien, der dunkle Backstein und der an den Expressionismus der Kaufhausarchitektur der 20er-Jahre angelehnte Stil trafen genau den Geschmack des 1924 von den Stadtverordneten gewählten Oberbürgermeisters D. Walter Dudeck, der auch architektonisch die wilhelminische Vergangenheit überwinden wollte. Die Friedrich-Ebert-Halle oder die ehemalige Schwimmhalle am Rathausplatz sind weitere herausragende Bauwerke der Zeit. Die Harburger Verwaltung unterstützte den Bau des Centrumshauses, das als "Durchbruch-Projekt" galt und nicht nur für einen neuen Baustil, sondern auch für eine bessere Verbindung der gerade stark wachsenden Bereiche Eißendorf und Heimfeld stand.

Im März 1928 begannen, ohne Baugenehmigung, die Arbeiten. 1930 wurde das Gebäude fertig gestellt. Die Investoren Schmidt und Mojen waren während der Bauzeit, in die der Börsencrash am "schwarzen Donnerstag" 1929 fiel, die Finanzmittel ausgegangen und eine Auffanggesellschaft hatte das Gebäude fertig gestellt. Das Haus blieb in städtischem Besitz und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der SAGA verwaltet. Die neuen Eigentümer hatten es vor sechs Jahren im Rahmen einen öffentlichen Bieterverfahrens erworben.

"Wir haben ganz bewusst in den ersten Jahren alles gelassen, wie es ist", so Czwicklinski. "Das Haus ist in einem guten Zustand. Die jetzt angestrebten Veränderungen bieten sich einfach an." Vor allem eine Neuerung dürfte für Ladenbetreiber interessant sein. "Bislang gab es nur Mietverträge für Gewerbetreibende, die innerhalb eines halben Jahres kündbar sind. Das war ein Investitionshemmnis für die Geschäftsleute. Wir streben längere Mietverträge mit einer garantierten Laufzeit um die zehn Jahre an."