Verwaltungsbeamte haben in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein für neue Bürokratie-Maßstäbe gesorgt.

Sie haben die Ortsschilder, die seit bestimmt zweihundert Jahren immer an derselben Stelle gestanden haben, um einige Meter versetzt. Der Grund: Irgendeine Verordnung soll besagen, dass Ortschaften erst nach der ersten Einbiegung beginnen. Und auch hier muss schließlich alles seine Ordnung haben. "Gib mir fünf", sagen sich nun zwei Kreisverwaltungsangestellte und teilen sich stolz die Schmalzstulle beim dritten Frühstück.

Im Dorf sorgt diese Aktion der emsigen Schreibtischtäter für Kopfschütteln und für Irritationen. Ein uralter Bauernhof samt Kuhweiden befindet sich jetzt im unbeschilderten Niemandsland. Der Landwirt leidet unter einer Identitätskrise, denn er kann gar nicht mehr genau sagen, wo er eigentlich wohnt. Viele Bewohner, die sich einfach nicht an die neuen Verhältnisse gewöhnt haben, fahren nun auch außerorts um die 50 Stundenkilometer und werden regelmäßig von Auswärtigen, die sauer über die scheinbar trödeligen Dörfler sind, ausgehupt.

In der Nachbargemeinde winkt man ab: Die Leute dort sind schlimmeres gewohnt. Mitten im ärgsten Winter, als die Straßen allzu vereist waren, wollten Mitarbeiter des Bauhofs auf dem kleinen Dienstweg für schnelle Abhilfe schaffen. "Fahr'n wir mal mit der Asphaltfräse los" , sagte man sich. Der Effekt war durchschlagend. Zwar waren die Straßen eisfrei, aber die Reparaturmaßnamen, die bis heute andauern, sorgen für gewaltige Löcher im Stadtsäckel. Schilda ist eben irgendwie überall.