Das Gebäude wird keine Heizkörper besitzen und sich weitestgehend über Photovoltaikanlagen selbst mit Strom versorgen.

Lüneburg. Am Ebensberg startet die Hansestadt Lüneburg ab Oktober ein neuartiges, bisher einzigartiges Projekt: den Bau eines Stadtteilhauses in Niedrigenergiebauweise mit Passivhausstandard. Das Gebäude wird keine Heizkörper besitzen und sich weitestgehend über Photovoltaikanlagen auf dem Dach selbst mit Strom versorgen. Die Fertigstellung ist für Ende Mai 2012 geplant.

Das neue Stadtteilhaus wird "Elm Plus" heißen in Anlehnung auf das bereits bestehende Angebot "Elm" an der Hermann-Löns-Straße. Der Name rührt von den Stadtteilen Ebensberg, Moorfeld und Lüne her. Ein inhaltliches Nutzungskonzept steht noch nicht, die Verwaltung will es gemeinsam mit Bewohnern entwickeln und ruft zur Mitarbeit auf.

Klar ist bereits die Finanzierung: 150 000 Euro hat der Rat der Stadt Lüneburg in den Haushalt 2011 für das Gebäude eingestellt, für das kommende Jahr gibt es eine ebenso hohe Verpflichtungsermächtigung.

"Vor zwei Jahren haben wir mit der Kirche über die Entwicklung des Gebäudes gesprochen", sagte Manfred Koplin bei einer Stadtteilrunde am Freitagabend auf Einladung des Ortsvorstehers Heiko Dörbaum (SPD). "Die Sanierung des Gemeindehauses stand in keinem Verhältnis zum Aufwand." Das Pfarrgebäude bleibt stehen, das mit Schadstoffen belastete Gemeindehaus ist bereits abgerissen. Das neue Gebäude wird auf das erste Drittel des Grundstücks gesetzt, die übrigen zwei Drittel kann die Kirche vermarkten. Angedacht ist der Bau eines Doppelhauses.

Eric Kaplanski vom Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft der Stadt erläuterte den rund 70 Zuhörern die technischen Details. "Wir möchten etwas versuchen, was wir bisher noch nicht gemacht haben", sagte der Ingenieur. Die Dämmung von Dach, Wänden und Sohle sei stärker als vorgegeben, der Primärenergiebedarf liege 45 Prozent unter den gesetzlichen Vorgaben. Strom liefert eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Überschüsse werden ins städtische Netz eingespeist, liefert die Anlage zu wenig Energie, wird Strom zugekauft.

Heizkörper wird es nicht geben, sagte Kaplanski: "Das Haus wird mit Luft beheizt, und über eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung."

Das Flachdachgebäude sei "klein und kompakt, aber nicht unscheinbar". Zwei große Mehrzweckräume werde es geben mit insgesamt 140 Quadratmetern. Einzelne Bauteile werden fertig angeliefert und vor Ort zusammengefügt. Gibt der Rat am 6. Oktober grünes Licht für den Grundstückskaufvertrag mit der Gemeinde, kann der Bau in den Herbstferien beginne. Geplant ist die Fertigstellung des Rohbaus bis Dezember, der Ausbau ist für Januar bis Mai angesetzt.

Angela Lütjohann aus dem Bereich Familie und Bildung der Stadt rief die die Stadtteilbewohner dazu auf, bei der Gestaltung des Nutzungskonzepts mitzumachen. Um die Jahreswende herum werde ein Runder Tisch gebildet, kündigte sie an. Kooperationspartner seien die Gemeinde, Albatros e.V. sowie der TuS Erbstorf. "Verschiedene Altersgruppen sollen bedient werden", sagte sie, außerdem werde die seit zwei Jahren nicht mehr angebotene Jugendarbeit wieder angeschoben. Private Nutzungen sollen eingeschränkt möglich sein, sagte sie. Die Betriebserlaubnis gelte bislang montags bis freitags von 6 bis 2 Uhr, Änderungen seien jedoch möglich.

Ortsvorsteher Heiko Dörbaum sagte zu, die Interessen der Nachbarn dabei zu berücksichtigen. "Wir werden das in aller Ruhe bedenken."

Das Stadtteilhaus wird das 137. Gebäude der Hansestadt Lüneburg sein, 136 sind bereits jetzt in den Akten der Gebäudewirtschaft bei Manfred Koplin verzeichnet. 48 Prozent der Häuser in städtischem Besitz sind Schulen und Sportstätten, zwölf Prozent Parkhäuser, zehn Prozent Verwaltungsgebäude. Der Bestand umfasst insgesamt 250 000 Quadratmeter.