Ein Ehepaar hat am Feuerberg in Marmstorf Selbstmord begangen. Die Nachbarn der Senioren sind von der Tat erschüttert.

Marmstorf. Dichte, hohe Hecken begrenzen das Grundstück des roten Klinker-Hauses von Ehepaar K. an der Straße Feuerberg. Dichte Gardinen schirmen vor neugierigen Blicken der Außenwelt ab. Beide, er 79, sie 78 Jahre alt, wohnten sehr zurückgezogen in der kleinen Straße. Jetzt sind sie nicht mehr am Leben.

Donnerstag, gegen 14.30 Uhr, wurden Polizei und Feuerwehr vom Sohn der Senioren alarmiert. Mehrfach hatte er zu Hause angerufen, niemand meldete sich. Das kam ihm komisch vor. Polizeibeamte öffneten die Haustür, fanden die 78-Jährige leblos im Wohnzimmer. Im Bad, in der ersten Etage, lag ihr Ehemann, ebenfalls tot. Alles sei voller Blut gewesen. Die Polizei geht von Selbstmord aus. Auf dem Wohnzimmertisch soll ein Abschiedsbrief gefunden worden sein.

Die Nachbarn sind erschüttert. Manfred Harder, 69, wohnt nebenan, ist Miteigentümer des gemeinsamen Grundstücks. "Ich bin geschockt, das nimmt mich sehr mit", sagt er sichtlich bewegt. Viel Kontakt hat er zu den Rentnern nicht gehabt. "Die leben erst seit fünf Jahren hier. Von Anfang an haben sie in der Nachbarschaft klar gemacht, dass sie für sich bleiben wollten", berichtet er.

Das sei in einer Gegend, in der man ein gutes Miteinander pflegen würde, ein Problem gewesen. "Hier wurde eine Zeit lang viel eingebrochen. Wir halten gut zusammen", sagt der 69-Jährige. Er habe sich oft Sorgen um die beiden alten Menschen gemacht. So war die 78-Jährige an Krebs erkrankt, "und er war halb blind. Ich habe oft gefragt, ob ich helfen kann. Hecke schneiden und Schnee räumen, solche Sachen. Aber immer hat er abgelehnt", sagt der Marmstorfer.

Irgendwann habe er "es einfach gelassen. "dann hab' ich die nur noch gesehen, wenn sie einkaufen gingen. Vor einigen Wochen hat Herr K. sich mal eine Leiter von mir geliehen, um die Regenrinne sauber zu machen."

Viel Besuch hätten seine Nachbarn nicht erhalten. "Ich dachte, da kommt mal jemand zu den Feiertagen, so zu Weihnachten, aber nein. Gäste hatten die selten."

Regelmäßig habe er den K's die Rechnung für den gemeinsamen Stromanschluss in den Briefkasten gelegt. Er schüttelt den Kopf, ist traurig. "Was hätte ich tun sollen?", fragt er und schaut zu Boden. Dann kommt ein Polizeibeamter, kurz darauf erscheint auch der Sohn der K's in Begleitung seiner Ehefrau. "Lassen sie uns jetzt nicht reden", sagt sie zum verdatterten Manfred Harder. Dann gehen beide ins Haus und lassen den Nachbarn mit seiner Trauer und Fassungslosigkeit allein an der Hecke stehen.

Auch Sibylla Steinmüller, 69, die schräg gegenüber der K's lebt, weiß nicht, wie sie mit der Tragödie umgehen soll. "Ich kenne die beiden nicht so gut, weil sie sich sehr von allen anderen abgeschottet haben. Das Unglück schockiert mich, weil man sich ja fragt, ob man vielleicht selbst irgendetwas hätte unternehmen können", sagt sie mit Tränen in den Augen.

Einen Tag, bevor die Polizeibeamten das Ehepaar fanden, hatte Herr K. Geburtstag. "Um halb fünf gingen da bei denen schon die Rollläden runter...", sagt Sibylla Steinmüller. Dann versagt ihr die Stimme, sie kann nicht mehr weiter sprechen.