Heute wäre ich beim Spazierengehen fast auf ein Kohlmeisenküken getreten. Flügge Jungvögel bevölkern die Parks.

Überall sitzen sie herum und krakeelen nach Futter.

Inzwischen ist es schon das zweite Gelege, das die Eltern versorgen müssen. Entsprechend fertig sehen sie aus. Wie sie es schaffen, den ganzen Frühling und Sommer über ihre vielen Sprösslinge ununterbrochen zu versorgen, ist mir ein Rätsel. Ihre Brut sitzt dick und aufgeplustert herum und verlangt lärmend, Insekten in die Schnäbel gestopft zu bekommen. Die armen Altvögel hingegen sehen von Tag zu Tag dünner und zerrupfter aus.

Aus lauter Mitleid habe ich wieder angefangen, die Meisen zu füttern. Wie im tiefsten Winter halte ich ihnen Erdnusstückchen hin. Sie erkennen mich sogar. Schon von weitem kommen sie angeflogen, ohne Scheu und völlig ausgehungert.

Am Anfang ging das noch gut. Die Meisenmama setzte sich auf meine Hand, verschlang ein paar Brocken und ließ die Kleinen erst mal im Gebüsch schreien. Dann machte sie sich gestärkt wieder an die Arbeit. Doch inzwischen können die Küken fliegen. Wie ein Kampfgeschwader verfolgen sie ihre Mutter und krachen mit einer Art Bruchlandung alle auf meinen Arm. Dort bleiben sie bettelnd sitzen. Ihre älteren Geschwister sehen das, landen auf meiner Hand und streiten sich ums Futter wie eine Bande wilder Teenager. Einer biss mich aus Versehen. Inzwischen können sie sich sehr gut allein versorgen. Das hindert sie allerdings nicht daran, ihre Eltern weiter zu verfolgen. "Wenn ich ein Vöglein wär?" - nein, danke! Bitte nicht!