Mit einer guten Ausrede hat man in vielen Situationen schon fast gewonnen. Zum Beispiel wenn man mit einer halben Stunde Verspätung am Arbeitsplatz erscheint.

Bierernste Glaubwürdigkeit ist wichtig dabei, nur mit Fantasie kommt man nicht viel weiter. "Meine S-Bahn hat sich verfahren" - "Mein Fahrrad sprang nicht an" - der Chef muss schon sehr viel Humor haben, um solche Entschuldigungen zu akzeptieren. Die reine Wahrheit ist leider auch selten angebracht, damit riskiert man womöglich die Kündigung.

Welcher Vorgesetzte hört schon gern Sätze wie "Ich hatte heute Morgen überhaupt keine Lust" oder "Ich brauchte unten am Kiosk erst einen Schluck aus dem Flachmann, um überhaupt in Gang zu kommen"? Dann sollte man schon besser im Stau stecken geblieben sein. Eine solche Ausrede ist zwar abgelatscht und langweilig, aber einigermaßen glaubwürdig.

Mein Schulfreund Erwin ist wirklich kreativ auf diesem Gebiet, schon in der Schule habe ich ihn um seine fantastischen Ausreden beneidet. Er hatte seine Hausaufgaben nicht gemacht, weil er noch nicht tief genug in die Materie eingedrungen war und sich erst Literatur zu dem Thema besorgen wollte. Er kam viel zu spät, weil er unterwegs eine verwirrte Oma getroffen hatte und sie sicher nach Hause bringen musste.

Neulich sind wir gemeinsam in der Kneipe versackt, erst um 3 Uhr früh stolperte er zu Hause durch die Tür und tischte seiner Frau eine perfekte Ausrede auf: "Die Eingangstür der Kneipe war kaputt und ließ sich nicht öffnen, der Schlossnotdienst brauchte die halbe Nacht, um uns zu befreien". Seine Frau hat ihm das sogar geglaubt, sagt er. Ich bin aber nicht ganz sicher, ob Erwin mir die ganze Wahrheit erzählt hat. Ich muss dabei an eine alte Redensart denken: Warum schlug der Teufel seine Großmutter? Weil sie keine gute Ausrede wusste.