Den 50. Firmengeburtstag hat das Traditionsunternehmen nicht an die große Glocke gehängt. Es investiert lieber in die Zukunft.

Harburg. Die elfenbeinfarbenen Lastwagen mit den türkisfarbenen Streifen hat in der Region südlich der Elbe vermutlich jeder schon einmal gesehen. Und den Namen Neuland Beton haben sicherlich schon viele Harburger ausgesprochen, beispielsweise wenn sie einem Besucher den Weg von der Autobahn 1 ins Harburger Stadtzentrum beschreiben wollten. Neuland Beton befindet sich seit 50 Jahren neben dem Autobahnanschluss am Fünfhausener Landweg/Neuländer Straße und feierte kürzlich das Jubiläum. Die Handelskammer überreichte dem Firmenchef Philipp Schmidt-Didlaukies (38) zur Feier des Tages eine Ehrenurkunde. Die hängt nun an der Wand des Konferenzraums.

Aber zum Jubiläum bereitet sich das gut 130 Mitarbeiter zählende Unternehmen, zu dem die Firma "Betonlift" gehört, auch ein Geschenk in eigener Sache. Auf dem 3,8 Hektar großen Betriebsgelände am Neuländer Baggersee wird für mehr als eine Million Euro ein modernes Mischwerk gebaut. Darin sollen künftig per Computer die Beton-Zutaten Sand, Kies, Wasser und Zement (Zement besteht aus Kalkstein, Ton und Sand) sowie - nach Bedarf - spezielle chemische Zusatzstoffe zusammengebracht werden. Anfang kommenden Jahres soll das neue Mischwerk in Betrieb gehen. Solange gebaut wird, müssen die Mitarbeiter ihre Autos draußen, vorm Firmengelände und auf dem Parkplatz des Baggersee-Freizeitgeländes parken. Das von der Straße aus gut sichtbare alte Mischwerk - es existiert seit der Firmengründung - kann anschließend abgerissen werden. "Gut sieben Millionen Kubikmeter Beton sind mit dem alten Mischwerk hergestellt worden", sagt Philipp Schmidt-Didlaukies. Den Beton können Harburger jeden Tag in Augenschein nehmen. Das Phoenix-Center besteht zum großen Teil daraus oder schräg gegenüber auch das neue Elbcampus-Kompetenzzentrum der Handwerkskammer. Viele Autofahrer passieren auf der Stader Straße die ebenfalls aus Neuland-Beton gebaute S-Bahnbrücke oder auch die A 7-Autobahnbrücke in Heimfeld.

Der Firmengründer Hermann Burgis hatte früher bereits Kies im Raum Neu Wulmstorf abgebaut und schloss 1958 Verträge für den Kiesabbau in Neuland, im Urstromtal der Elbe. Von 1960 bis 1995 entstand auf diese Weise der 101 Hektar große, bis 18 Meter tiefe Baggersee. In der Anfangszeit waren unter anderem Mammut-Stoßzähne und Backenknochen sowie andere Knochenteile eiszeitlicher Säugetiere ans Tageslicht befördert worden. Das Harburger Helmsmuseum hat die Funde in der Ausstellung.

Burgis' damaliger Ingenieur Reinhard Schütz, Großvater des jetzigen Geschäftsführers, übernahm den Neuländer Betrieb 1959 und investierte auch in den Fuhrpark. Lkw mit Betonmischern wurden angeschafft und 1963 auch erste fahrbare Pumpen, die den Beton durch Rohrleitungen fördern konnten. Bis dahin war es weitgehend üblich, Beton auf den Baustellen zu mischen und mit Schiebkarren zu fahren. Hans-Peter Schmidt-Didlaukies (Vater des Geschäftsführers) stand von 1972 bis 2000 an der Spitze, sein Sohn übernahm 2007. In der Zwischenzeit führte Prokurist Lutz Kopperschmidt die Geschäfte.

Die Devise des Firmengründers Burgis, nicht auf Pump zu wirtschaften sondern nur Geld auszugeben, das verdient wurde, wird auch vom neuen Chef Philipp Schmidt-Didlaukies befolgt und bringt das Unternehmen deshalb auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht aus der Bahn. Schmidt-Didlaukies: "Beispielsweise sind auch alle unsere Autos bezahlt und nicht geleast." Und der Besitz wird gepflegt. In der firmeneigenen Werkstatt stehen die Betonmischer oder Betonlifte und werden ständig einsatzbereit gehalten. 21 sogenannte Fahrmischer der Mischergrößen acht bis zehn Kubikmeter zählt der Fuhrpark, daneben 80 Lkw mit Betonpumpen. Die stärksten Pumpen schaffen 52 Meter Höhe und sind im gesamten norddeutschen Raum im Einsatz (Betriebsstätten zwischen Bremen und Usedom). Prokurist für die Betriebstechnik ist Jürgen Bitsch. Der Mann ist 70 Jahre alt, arbeitet bereits seit 47 Jahren bei Neuland Beton und beaufsichtigt derzeit den Aufbau des neuen Mischwerks. "Ich hätte längst aufhören können", sagt er, "aber mir macht die Arbeit ganz einfach Spaß. Sie hält mich auch fit." Zu seiner Freude ist auf dem Betriebsgelände eine Straße nach ihm benannt.

Seit dem Ende der Nassbaggerei im Neuländer See 1995 und Übergabe des bis zum Jahr 2000 rekultivierten Gebiets an den Bezirk, versorgt sich Neuland Beton mit Sand aus Kiesgruben der Umgebung. Das jetzt noch genutzte Firmengelände ist bis 2060 gepachtet. Das sind weitere 50 Jahre. Das neue Mischwerk hat bis dahin vielleicht wieder die Zutaten für sieben Millionen Kubikmeter Beton zusammengemixt. Was ließe sich damit anfangen? Vielleicht der Bau eines U-Bahntunnels, die Verlängerung der U4 ab HafenCity. Das Unternehmen machte vergangenes Jahr einen Umsatz von elf Millionen Euro. Was Geld angeht, zeigen sich Neuland-Beton Mitbegründer Reinhard Schütz und seine Frau Ingeborg der Allgemeinheit verpflichtet und gründeten eine Stiftung. Die unterstützt caritative Einrichtungen im Süden Hamburgs, darunter das Löwenhaus oder auch die Kita Neuwiedenthal.