Die Moorburger hoffen, dass die Port Authority-Pläne für das Schlicklager gekippt werden. Der Elbschlick ist immer noch schadstoffbelastet.

Moorburg. Schadet der für Moorburg vorgesehene Elbschlick-Deponiehügel der Qualität des vom Wasserwerk Süderelbmarsch geförderten Trinkwassers? Die Antwort des Senats auf eine schriftliche Anfrage des für den Süderelberaum zuständigen Bürgerschaftsabgeordneten Thomas Völsch (SPD) legt diese Vermutung nahe. Und der "Runde Tisch Moorburg/Hohenwisch", die Bürgervertretung der gut 800 Bewohner Moorburgs, sieht darin eine Chance, den von Gutachtern vorgeschlagenen Deponiestandort Moorburg noch zu kippen. Rainer Böhrnsen, Sprecher der Bürgervertretung: "Der Standort für die Schlickdeponie muss neu bewertet werden."

Wie berichtet, hatte sich die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) Mitte September nach Untersuchung von 20 Standorten im Stadtgebiet, und letztlich Auswahl der Standorte Billwerder-West, Kirchsteinbek, Moorburg und Neuenfelde auf die Gutacherempfehlung Moorburg gestützt. Hier soll in Moorburg-Mitte auf den Entwässerungsfeldern, östlich der Autobahn 7, zwischen Moorburger Elbdeich im Norden und Fürstenmoordamm im Süden ab 2013 ein bis zu 30 Meter hoher Schlickhügel aufgeschüttet werden. Gefahr: Der Elbschlick ist auch 20 Jahre nach Fall des Eisernen Vorhangs und Stopp giftiger Einleitungen noch schadstoffbelastet, unter anderem mit Schwermetallen. Die Schadstoffe könnten zu einer Gefahr für das Trinkwasser werden.

Bürgerschaftsabgeordneter Thomas Völsch verweist in seiner Senatsanfrage auf eine Informationsveranstaltung der HPA im November, bei der auf Anfrage mitgeteilt wurde, dass ein gesondertes Gutachten zur Grundwasserbelastung nicht vorliege, dass aber die anderen Standorte wegen naher Trinkwasserförderung ausgeschieden seien. Nun geht aus der Senatsantwort hervor, dass im Gutachten zur Standortbeurteilung Moorburgs der Horizontalfilterbrunnen 2 (HFB 2) nicht berücksichtigt worden ist und die gutachterliche Bewertung des Standortes dahin gehend überprüft werden müsse.

Rainer Böhrnsen: "Dieser Flachwasserbrunnen der Wasserwerke befindet sich am Moorburger Hinterdeich, nahe an der Waltershofer Straße und im Abstand von nur wenigen Hundert Metern von der geplanten Deponie entfernt. Gefördert wird aus einer dem Oberflächengrundwasser nahen Tiefe von nur 30 Metern. Und die Fließrichtung des Grundwassers verläuft nach Südwest, also von der Deponie in Richtung des Brunnens." Böhrnsen verweist auf eine im Auswahlverfahren getroffene Entscheidung gegen einen Standort im Bezirk Bergedorf. Dort wurden Flachwasserbrunnen des Wasserwerks Curslack in der Ablehnungsbegründung genannt, so Böhrnsen, dabei sei dort die Entfernung von Deponie zu Brunnen doppelt so weit wie in Moorburg.

Die Bürgervertretung sieht in Moorburg noch einen zweiten Trinkwasserbrunnen gefährdet. Nach den Worten von Böhrnsen befindet sich an der Ecke Moorburger Hinterdeich/Moorburger Kirchdeich, ebenfalls nur wenige hundert Meter von der geplanten Deponie entfernt ein Brunnen, der aus 300 Meter Tiefe Trinkwasser für die südliche Hamburger Region fördert. Auch er sei laut Böhrnsen nicht vor schädlichen Immissionen aus der Deponie geschützt. Der Bürgervertreter zitiert aus dem Gutachten zur Standortsuche, wonach die Lage des Brunnens in "pleistozäner Rinne weder durch Tonüberdeckung noch durch positive hydraulischen Gradienten geschützt" ist. Und aus dem Anhang der Geologischen Standortbewertung gehe hervor, dass für die Untersuchungsfläche Moorburg eine schützende Überdeckung und ein deutlich positiver Gradient im tiefen Grundwasser nicht vorhanden und die Empfindlichkeit als hoch einzustufen sei.

Böhrnsen: "Sollte es bei der Standortauswahl mit rechten Dingen zugehen, kann eine Neubewertung des Standortes Moorburg eigentlich nur zu dem Ergebnis führen, dass Moorburg als Standort für eine Schlickdeponie nicht geeignet ist." Aus der Senatsantwort auf die Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Thomas Völsch geht allerdings auch hervor, dass die bisher am Standort Moorburg-Mitte betriebenen Entwässerungsfelder im Rahmen der Standortsuche als "Altlastenstandort" eingestuft worden seien. Und trotz Fehlstellen in den Deckschichten des Horizontalfilterbrunnens HFB2 sei die Rohwasserqualität des Brunnens jederzeit einwandfrei gewesen. Völsch verweist darauf, dass der Brunnen derzeit für gut eine Million Euro saniert werde. Aus der Brunnensanierung würden sich laut Senatsantwort aber keine Konsequenzen für die Standortbestimmung ergeben.

Der Bezirk Harburg ist mit Francop bereits Standort eines Schlickhügels. Seine Aufnahmefähigkeit soll 2013 enden. HPA drängt deshalb auf eine weitere Deponie, die bis 2025 aufzubauen wäre.