Keine Liberalen mehr in Hollenstedt und Marschacht. “Was soll man machen, in Marschacht wohnt eben kein Liberaler“, sagt der Kreisvorsitzende.

Hollenstedt. Der Wahlkampf im Landkreis Harburg für die Kommunalwahl am 11. September hat noch nicht begonnen. Aber schon jetzt ist klar: In der Samtgemeinde Hollenstedt wird es keine FDP mehr in den Räten geben. Die jetzigen beiden Mandatsträger, Jörg Jennrich und seine Tochter Jessica Jennrich, werden nicht mehr für die FDP im Samtgemeinderat als Kandidaten antreten. Jessica Jennrich gibt ihr politisches Engagement im Samtgemeinderat Hollenstedt aus beruflichen Gründen auf. Ihr Vater zieht um. Jörg Jennrich war zwar nicht Mitglied der FDP, trat aber auf deren Kandidatenliste zur Kommunalwahl im Jahr 2006 an. Er hatte ein Mandat im Hollenstedter Samtgemeinderat und im Halvesbosteler Gemeinderat.

Mit dem Austritt von Jessica Jennrich aus dem Zwei-Personen-Ortsverband der FDP in Hollenstedt schrammten die Liberalen haarscharf an der Auflösung vorbei. "Es ist bedauerlich, dass Jessica Jennrich aus dem Ortsverband ausgetreten ist, aber glücklicherweise haben wir ein neues Mitglied, das aus der Gemeinde Seevetal hierher umgezogen ist." Allerdings, so Albers, dürfe das "neue Mitglied noch nicht als Kandidat aufgestellt werden, weil es noch kein halbes Jahr hier wohnt".

Natürlich sei es bitter, wenn nun niemand mehr für die FDP in Hollenstedt in die Räte gewählt werden könne, so Johann Albers weiter, insbesondere vor dem Hintergrund, dass ausgerechnet in der Samtgemeinde die Ergebnisse für die FDP in der Vergangenheit "sehr gut" gewesen seien. Albers: "Die Hollenstedter FDP-Wähler sind da, nur fehlen uns leider die Kandidaten." Eine Option, um aus dieser Hollenstedter Misere zu entkommen wäre für Albers der Anschluss an die Neu Wulmstorfer Liberalen. Albers: "Technisch machbar wäre das, wir könnten Kandidaten für den Hollenstedter Rat aufstellen."

Ebenfalls keine Kandidaten haben die Liberalen in der Gemeinde Marschacht, sie gehört zur Samtgemeinde Elbmarsch. "Was soll man machen, in Marschacht wohnt eben kein Liberaler", sagt Wolfgang Knobel, Kreisvorsitzender der Liberalen im Landkreis Harburg. Er habe zwar noch nicht gehört, dass die Jennrichs jetzt ihre FDP-Arbeit aufgeben, aber, so Wolfgang Knobel weiter: "Frau Jennrich hat sich nie bei der Parteiarbeit gezeigt, außer dass sie eben ein FDP-Mandat hatte." Der Kreisvorsitzende ist bislang das einzige FDP-Mitglied im Elbmarscher Samtgemeinderat.

Und dann übt sich der Liberale Knobel, selbst Mitglied des Samtgemeinderates in der Elbmarsch, in Berufsoptimismus für die Kreiswahl: "Auch wenn wir nicht in jedem Wahlbereich unsere Listen füllen können, 80 bis 90 Kandidaten können wir für den Kreis aufstellen." Auch wenn die Stimmung derzeit für die Bundes-FDP nicht so gut sei, "auf Kreisebene werden wir bei der Kommunalwahl sicher großen Erfolg haben", sagt der Elbmarscher. Der Wähler wisse zwischen kommunaler Politik und Bundespolitik zu unterscheiden.

Und auf kommunaler Ebene habe die FDP, im Kreistag gemeinsam mit der CDU, gute Arbeit für den Landkreis Harburg geleistet. Und das wisse der FDP-Wähler vor Ort wohl zu schätzen. Knobel: "Im Moment können die Liberalen in Berlin auch tun, was sie wollen, es läuft die reinste FDP-Haue. Das ist ein Problem der Medien. Ich denke, wir Liberalen werden auch nach der Wahl gut im Kreistag vertreten sein."

Personelle Veränderungen jedenfalls plant die FDP bei ihrer Kreistagsfraktion nicht. FDP-Fraktionschef Jürgen Kempf , Friedrich Becker, der stellvertretende Landrat Manfred Karthoff, Hasso Ernst Neven, Arno Reglitzky und Hans-Heinrich Rüschmeyer sind auch die Spitzenkandidaten für den Harburger Kreistag bei der Kommunalwahl.

Ob sie alle es wieder in den Kreistag schaffen werden, darf bezweifelt werden. Denn trotz Knobels Optimismus auf der Kommunalebene, werden die erdrutschartigen Verluste, die die FDP bei vergangenen Wahlen hat einfahren müssen, kaum am Landkreis spurlos vorbei gehen.