Ein mir bekannter Geschäftsmann, der nicht mit einem großen Unternehmen, sondern mit einem kleinen Schreibwarengeschäft sein Leben bestreitet, begegnete mir unvermittelt auf der Straße.

Lange nicht gesehen, zum Glück wieder erkannt. Gegenseitig. Er trägt inzwischen seine grauen Schläfen elegant durch die Welt, frönt immer noch seinem Spaß an edlen, fein gestreiften Hemden, hat ein charmantes Lächeln. Nach den Begrüßungsritualen und dem beidseitigem Austausch über Kinder, Haus und Kunst überraschte er mich mit dem Gedanken, dass er ja nun in diesem gewissen Alter sei, das die Damenwelt unter der Headline "Schön reif und mit Geld" bezeichnen würde.

Reife Männer, reifes Geld? Halten viele für ein Auslaufmodell, was die Interessenlage angeht. Vor dem geistigen Auge stellt sich ein ruhiger Kaminabend ein, das Zweithaus in der Schweiz, alter Cognac. Alles schöne Dinge, zugegeben.

"Und damit habe ich nichts am Hut", so mein Gegenüber. Er habe gerade geheiratet, eine tolle Musikerin sei sie und in seinem Alter. Mit ihr würde er einen Traum verwirklichen. "Wir wandern gemeinsam über die Alpen, nehmen uns ein halbes Jahr frei von allem, versuchen, mit so wenig wie möglich auszukommen. Wo es uns gefällt, bleiben wir ein paar Wochen". So also kann das gewisse Alter aussehen. Nicht nach reifem Geld und altem Cognac. Nach Abenteuer und neuen Ufern. Tolle Aussichten.