Das Kiekeberg-Museum will die ehemalige Werkstatt in Langenrehm zu seiner elften Außenstelle aufbauen und für Besucher öffnen.

Langenrehm. In die alte, leer stehende Stellmacherei in Langenrehm kommt das Leben zurück: Voraussichtlich in einer Woche wird ein studentisches Filmteam aus Kiel im Auftrag des Freilichtmuseums am Kiekeberg den Originalzustand dokumentieren. Damit beginnen die Sanierungsarbeiten mit dem Ziel, die Stellmacherei in fünf Jahren als weitere Museums-Außenstelle für Besucher zu öffnen und das beinahe ausgestorbene Handwerk des Kutschen-, Wagen- und Schubkarrenbauers zu zeigen. Laut Museumsdirektor Rolf Wiese ist der historische Betrieb in Langenrehm einzigartig in ganz Niedersachsen.

Der Betrieb der Familie Peters stammt aus dem Jahr 1840. Die Werkstatt, wie sie noch heute existiert, ist um 1920 errichtet worden. In ihrer besten Zeit, das war 1930 bis 1940, hat die Stellmacherei vier bis fünf Leute beschäftigt. Sie produzierten Kutschen, Wagen und Räder aus Holz.

Etwa bis 1970 hielt sich das Unternehmen am Markt. Der Stellmacher Heinz Peters hat noch bis vor seinem Tod 2009 die Werkstatt genutzt. Stellmachereien seien etwas Typisches für die Gemeinde Rosengarten gewesen, sagt Museumsdirektor Wiese. Ende des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts habe es viele Holz verarbeitende Betriebe in der Gegend gegeben. Sie zogen dorthin, wo ihr "Rohstoff" stand, die üppigen Wälder in den Schwarzen Bergen. Als Holzräder und -wagen nicht mehr gefragt waren, verschwanden die Betriebe wieder. Das Überbleibsel in Langenrehm nennt Rolf Wiese deshalb auch "ein Juwel".

600.000 Euro wird die Sanierung voraussichtlich kosten. Mehr als die Hälfte der Kosten werden aus dem Dorferneuerungsprogramm des Landes Niedersachsen finanziert. Der Plan ist, die 80 Quadratmeter große Werkstatt und das 130 Quadratmeter große Wohnhaus mit Hilfe eines Arbeitslosenprojektes zu sanieren. Mauerwerk und die Dächer müssen repariert werden.

Die Gemeinde Rosengarten hat die Stellmacherei nach dem Tode des letzten Inhabers für 200.000 Euro von einer Erbengemeinschaft erworben. "Dieses Erbe müssen wir bewahren", sagt Bürgermeister Dietmar Stadie (SPD). Er selbst kannte den Stellmacher Heinz Peters, hat sich bei ihm Buchenspäne zum Forellenräuchern geholt. Damit das Freilichtmuseum die alte Stellmacherei wieder belebt, hat die Gemeinde Rosengarten einen unbefristeten Nutzungsvertrag abgeschlossen. So wurde ein Verschwinden der historischen Produktionsstätte verhindert: "Hier hätten auch vier bis sechs Einfamilienhäuser stehen können", sagt Dietmar Stadie, "aber das wollten wir nicht." Die Eröffnung der mittlerweile elften Museums-Außenstelle hat am Kiekeberg keine Eile. Stellmachermeister im Land könne man an einer Hand abzählen, sagt Rolf Wiese: "Dieses Handwerk gibt es nur noch an zwei Stellen in Deutschland." Nach den derzeitigen Plänen würde der Stellmacher am Gestüt des Landes Niedersachsen in Celle einen Holzwerker ausbilden.

Nach drei Jahren würde der neu ausgebildete Stellmacher in der Werkstatt in Langenrehm arbeiten. Einen Kandidaten muss das Museum noch finden. Rolf Wiese sieht Marktchancen für die Museumsstellmacherei: "Jemanden, der Kutschen für den Reitsport in der Region repariert, gibt es hier nicht." Defekte Fuhrwerke würden deshalb zurzeit nach Polen oder Tschechien gebracht. Auch das Wohnhaus soll Museum werden. "Wir wollen Besuchern die Lebenssituation des Betriebes zur Blütezeit in den 1930er- und 1940er-Jahren zeigen", so Rolf Wiese.

Das Filmteam, das demnächst Wohnhaus und Werkstatt dokumentieren soll, wird alles so vorfinden, wie es der Heinz Peters vor seinem überraschenden Tod vor zwei Jahren hinterlassen hat. Die Armbanduhr des "letzten Stellmachers" liegt noch auf dem Küchentisch, eine Tetrapack Milch steht noch auf dem Wohnzimmertisch, ein Piccolo "Rosengarten-Sekt" im Küchenschrank. Hat das Filmteam seine Arbeit beendet, folgen die Schädlingsbekämpfer, um den Holzwurm auszutreiben. Heißlüfter werden Wände und Möbel auf 60 Grad erhitzen und Schädlinge so abtöten.