286 000 Euro Jahresmiete sind dem Chef von Harburgs Kulturzentrum zu viel

Harburg. Endlich sind die Renovierungsarbeiten für Harburgs Kulturzentrum Rieckhof angelaufen. Das Haus ist geschlossen, und die Bauarbeiter sind am Werkeln. Vier Monate lang werden unter anderem die Brandschutzanlagen auf die aktuellen Sicherheitsstandards gebracht. Wie berichtet, hatte die Politik mit Rieckhof-Chef Jörn Hansen lange darum gerungen, dass Geld dafür zur Verfügung gestellt wird, stand doch die Existenz der Einrichtung zur Debatte. Jetzt gibt es ein neues Problem. "Wenn wir nicht von unseren hohen Mietkosten an die Stadt wegkommen und uns dann vielleicht noch im Zuge der Haushaltsberatungen die Zuwendungen gekürzt werden, muss ich den Laden Anfang 2012 endgültig schließen", sagt er im Gespräch mit dem Abendblatt. Etwa 600 000 Euro erhält Hansen für den Betrieb seines Hauses aus Bezirksmitteln. 286 000 Euro, so ist es in einem Vertrag festgelegt, muss der Rieckhof gleich an die Finanzbehörde, die das Gebäude, das im Eigentum des Bezirks steht, verwaltet, durchreichen.

Das Bezirksamt kassiert Miete vom Rieckhof. Bleiben also etwa 350 000 Euro übrig. Wie es dazu kam? "Das Bezirksamt Harburg - Liegenschaftsamt - hat vor vielen Jahren, noch vor der Zentralisierung der Liegenschaftsämter im Immobilienmanagement der Finanzbehörde, lediglich für das Verwaltungsamt Harburg als Grundeigentümer den Mietvertrag entworfen und zuständigkeitshalber unterzeichnet. Das Bezirksamt ist hier Herr des Verfahrens, wir wären für die Vertragsgestaltung lediglich Dienstleister", sagt Daniel Stricker, Pressesprecher der Finanzbehörde. "Und der Rieckhof zahlt die höchsten Kosten in Hamburg. So eine Spitzenposition können und wollen wir uns hier nicht mehr leisten", sagt Hansen. Außerdem müsse neues Mobiliar her. "Wir haben noch Tische und Stühle aus den 70er-Jahren, die machen es nicht mehr lange."

Er fragt sich, wie er in Zukunft überhaupt noch handlungsfähig bleiben will. "Wir wollen ja auch ein ansprechendes Programm für die Harburger bieten und unsere Einnahmen erhöhen. Das geht nicht mit Peanuts." Viel helfen kann die Bezirksversammlung nicht. "Da müsste ein neuer Vertrag ausgehandelt werden. Hansen und der Verein Rieckhof müssen sich mit Finanzbehörde und mit dem Bezirksamt auseinandersetzen", sagt CDU-Kreischef Ralf Dieter Fischer. Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung, hat schon die Bürgerschaftsabgeordneten seiner Partei informiert. "Wir müssen die Haushaltsberatungen, die im August beginnen, abwarten. Dann entscheidet sich, ob der Rieckhof mit Kürzungen rechnen muss", sagt er und rät Hansen zu mehr Optimismus. "Jetzt wird ja erst einmal hochwertig renoviert", so der Fraktionschef. Und genau hier liegt die Crux: "Am Vertrag kann sich erst etwas ändern, wenn die Brandschutzmaßnahmen durch sind, also Ende Oktober."

Aber Anfang Oktober muss Hansen seinen Wirtschaftsplan fürs kommende Jahr einreichen. Er hofft, dass die Bürokratie nicht dafür sorgt, dass es den Rieckhof bald nicht mehr geben wird.