Beim Verkehrstraining der Harburger Polizei lernen angehende Abc-Schützen Gefahren des Straßenverkehrs kennen

Marmstorf. Eine Woche lang sind Pia, Janine, Sissi, Ölcan und Luis, alle sechs Jahre alt sowie Lena, fünf, mit den Polizeibeamten Axel Stadie und Kerstin Grabowski jeweils eine Stunde lang in Marmstorf unterwegs. Nach den Sommerferien werden sie eingeschult. Ihre Eltern haben die Jungen und Mädchen beim Verkehrstraining der Harburger Polizei angemeldet, damit sie ihren Schulweg sicher bewältigen können.

"Wir haben unserem Sohn ja schon viel beigebracht, aber mit den Polizisten ist Verkehrserziehung viel spannender", sagt Claudia Hischer, dessen Sohn Max in einer weiteren Gruppe mit den Beamten Jens Komatowsky und Bernd Tremmel mitläuft. Außerdem könne der Unterricht mit den Polizisten dafür sorgen, dass Max sicher ans Ziel kommt. Denn laut Statistik verunglücken jedes Jahr rund 1,7 Millionen Kinder unter 15 Jahren in Deutschland bei einem Unfall so schwer, dass sie ärztlich behandelt werden müssen.

In Hamburg traf es 2010 692 Jungen und Mädchen, davon wurden 80 schwer verletzt, ein Kind starb. In etwa 52 Prozent der Unfälle mit Kindern tragen Erwachsene die Schuld. Zu den Ursachen gehören Fehler beim Abbiegen, Fehlverhalten gegenüber Fußgängern aber auch fehlerhafte Fahrbahnüberquerung durch Fußgänger.

"Deshalb ist dieses Präventionstraining auch so wichtig für die Sprösslinge", sagt Kerstin Grabowski.

Treffpunkt der Kindergruppen, die meist den Außenmühlenkindergarten besuchen, ist das Gemeindezentrum der Auferstehungsgemeinde am Ernst-Bergeest-Weg. Am ersten Vormittag ist erst einmal Kennen lernen und eine Basisorientierung angesagt.

"Der Kursus baut aufeinander auf, zunächst üben wir ein paar Grundverhaltensweisen sein, dann gehen wir unter anderem zusammen über einen Zebrastreifen und üben dann das richtige Verhalten an Verkehrsampeln", sagt Axel Stadie.

Kerstin Grabowski beginnt ihren Unterricht sehr niedrigschwellig, zeigt Luis und den anderen erst einmal, wo links und rechts ist. "In diesem Alter haben die Kinder noch keine Übersicht, können die Geschehnisse um sie herum nicht richtig einordnen", sagt die Polizistin. Und sie ist überrascht davon, dass Kinder in den Harburger Ortsteilen von ihren Eltern unterschiedlich darauf vorbereitet werden, was sie auf dem künftigen Schulweg erwartet.

"Diese Jungen und Mädchen können schon recht viel, das habe ich wenige Straßenzüge weiter schon ganz anders erlebt", sagt sie und lässt ihre Gruppe erst einmal vor der Gartenpforte des Gemeindegeländes stoppen. "Halt! Was müsst ihr jetzt erst einmal machen?", fragt sie in die Runde. "Erst nach rechts und links gucken, weil Fußgänger und Radfahrer uns ja nicht sehen können", sagt Sissi und ist stolz, als sie von den Polizisten gelobt wird und Grabowski zu ihr sagt "gib mir fünf". Lachend schlägt sie ein.

Ölcan wird von Axel Stadie an die Hand genommen. Aufgeregt erzählt er ihm, dass er im TV "Karate Kid" gesehen hat, passt aber trotzdem auf, wo die Gruppe hingeht. Er weiß, dass man nicht einfach über die Autoeinfahrt zum Einkaufszentrum laufen darf. "Da könnten Autos kommen", sagt er und bleibt stehen. Wieder richtig gemacht.

Dann geht es zum Zebrastreifen. Die Kleinen mit den Polizeibeamten erwecken Aufmerksamkeit. "Toll, was die Kinder da machen. Hier wird so gerast, das ist auch für Erwachsene gefährlich", sagt die Marmstorferin Ruth Thies. Dann erklärt Grabowski ihren Schützlingen, was alles zu beachten ist.

"Wenn du über den Zebrastreifen gehen willst, stoppst du erst mal einen Kinderschritt vor der Kante, dann zeigst dadurch Deinen ausgestreckten Arm an, dass du rüber willst. Du musst allerdings genau gucken, ob der Autofahrer auch wirklich anhält", sagt Grabowski zu Lena.

Dann passiert das, wovor viele Eltern Angst haben. Gerade, als Grabowski mit Lena los will, fährt ein Auto einfach über den Zebrastreifen. "Bingo, genau darauf müsst ihr aufpassen", sagt die Polizistin und hält Lena fest im Arm.

Am Schluss haben alle die Zebrastreifen-Übung sicher bewältigt. Sissi darf zur Belohnung eine Weile die Polizeimütze von Axel Stadie tragen und Kerstin Grabowski sagt zu Pia "gib mir fünf".