Pianist Konrad Maria Engel begeisterte im Bossard Kunsttempel mit einem Liszt-Klavierabend

Jesteburg. Souverän, herausragend, emotional, tiefgründig beschreiben den Pianisten Konrad Maria Engel treffend, der am Wochenende im Bossard Kunsttempel einen Liszt Klavierabend spielte und die Zuschauer ins Staunen versetzte. Er eröffnete den Klavierabend, der sich, passend zum Liszt Jubiläumsjahr, nur um Liszt und sein Umfeld drehte, mit einem der populärsten Stücke des Komponisten, der Ungarischen Rhapsodie Nr. 2.

Schon in den ersten Takten zeigte sich, mit welcher tiefgründigen Ernsthaftigkeit Konrad Maria Engel sein Künstlertum betreibt, doch auch wie wenig der Flügel in der Kunststätte Bossard mit solch virtuosen und Klangsensiblen Kompositionen, wie die von Liszt, mithalten kann. Zu jedem Zeitpunkt souverän spielte K. M. Engel die als eine der anspruchsvollsten Soloklavierwerke geltende Rhapsodie. Danach folgten die Consolations, welche Ruhe einkehren ließen und zeigten, dass nicht nur virtuose, sondern auch sensible Stücke dem Pianisten K. M. Engel liegen. Während des Konzerts gab er immer wieder kurze, fundierte Vorträge über das Leben und Wirken Franz Listzs und führte so vor, wie modern dessen Musik gerade im Vergleich zu anderen Komponisten dieser Zeit war.

So spielte er von Sigismund Thalberg, einem Zeitgenossen und Widersacher Listzs, die Fantasie et Variations sur les motifs de Norma et Bellini op. 12, die an Virtuosität Liszts Kompositionen in Nichts Nachstand, jedoch im Vergleich zu dessen Opernparaphrasen, rückwärts gewandt und altmodisch wirkte. Nach der Pause spielte er, um die Entwicklung der Harmonik in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu verdeutlichen das in der Tradition Bellinis und Rossinis stehende 'Albumblatt für E. B. Kietz' und danach das die Tristan Harmonik vorbereitende Lied 'Ankunft bei den Schwänen'. K. M. Engel zeigte, dass das berühmte Sehnsuchtsmotiv aus dem Tristan Vorspiel, das Musikgeschichte geschrieben hat, schon anderthalb Jahrzehnte vor Wagners Oper in Liszts Lied 'Ich möchte hingehen' erscheint. Es folgte 'Isoldens Liebestod', eine Klavieradaption der Schlussszene von Wagners Oper 'Tristan und Isolde' und danach die Funerailles. Besonders das letzte Stück zeigte wieder, was für eine unglaublich ernsthafte und fähige Künstlerpersönlichkeit K. M. Engel ist.

Der Abend endete mit Zugaben von Debussy (La cathédrale engloutie) und 'Nuages gris' von Liszt, bei dem wieder deutlich wurde, wie zukunftsweisend Liszt mit seiner Musik war.