Die Firma Brune Vollholz in Schneverdingen-Heber stellt Särge für jeden Geldbeutel her

Heber. Die Produkte, die die neue Halle der Firma Brune Vollholz im Schneverdinger Ortsteil Heber verlassen, dienen nur einem Weg - dem letzten. Das Unternehmen hat sich auf die Herstellung von Särgen und den Handel mit Bestattungsbedarf vom Leichenhemd bis zum Lippenkleber spezialisiert.

Ob der letzte Weg eines Menschen eher einer billigen Pauschalreise oder einer All-Inclusive-Luxustour entspricht, ist vor allem eine Frage der finanziellen Möglichkeiten der Hinterbliebenen - Varianten für alle Fälle finden sich im Sortiment von Brune.

Als die Sargfertigung am Stammsitz in Bispingen-Hützel eingestellt werden sollte, standen die langjährigen Mitarbeiter Peter Stegen, Uwe Kuhle und sein Bruder Thorsten Kuhle vor der Frage, wie es weitergehen sollte.

Die drei wagten den Sprung ins kalte Wasser der Selbstständigkeit, übernahmen die Firma und suchten eine Fläche für einen Neubau. Da es an Unterstützung seitens der Gemeinde Bispingen gefehlt habe, habe man sich 2009 für den Umzug nach Heber entschieden, sagt Uwe Kuhle (47). Heute sind am neuen Standort neben den drei Chefs noch elf Mitarbeiter beschäftigt.

Zwar werden Särge, Urnen und Bestattungszubehör grundsätzlich immer und unabhängig von der jeweiligen Konjunktur benötigt, doch auch diese Branche unterliegt jahreszeitlichen Schwankungen und modischen Trends. Gestorben wird zwar immer, doch die Todesfälle häufen sich nach den Erfahrungen der Sargprofis in den Monaten, in denen das Laub fällt und in denen die Bäume zu grünen beginnen. Über die Bestellungen der Bestatter wirken sich diese Zyklen auch bei Brune auf das Geschäft aus.

Außerdem sei zu registrieren, dass hierzulande "der Mittelstand wegbricht", sagt Kuhle. So gebe es immer mehr einfache und kostengünstige Bestattungen, die "gelegentlich schon in Richtung Entsorgung" gingen. Im Trend liegen Feuerbestattungen, weil dabei Geld gespart wird und später auf die aufwendige Grabpflege verzichtet werden kann. Dafür liefert Brune Urnen und für 400 Euro die sogenannten "Verbrenner", einfache Holzsärge, in denen die Verstorbenen in Krematorien verbrannt werden.

Am anderen Ende der Preisskala liegen individuelle Särge, etwa mit Schnitzarbeiten in Form einer Waldlandschaft mit Hirschen, Bäumen und Jagdhütte oder die maritime Variante mit von Künstlerhand aufgemalter Strandszenerie und Schiffstauen statt Tragegriffen. Je individueller, desto teurer ist ein Sarg. Eine Spezialanfertigung mit Kupferbeschlägen oder Diamanten kann dann schon mal 15 000 Euro kosten.

Aus Italien kommt der Trend zu edlen Särgen mit Aufbewahrungsfach für Utensilien, die der Verstorbene mit ins Jenseits nehmen möchte, - und mit aufklappbarem Deckel für die Abschiednahme. Damit der Tote für diesen letzten Anblick würdevoll hergerichtet werden kann, verkauft Firma Brune auch Zubehör wie Lippen- und Augenkleber an die Bestattungsunternehmen.

Ebenfalls im Sortiment finden sich Matratzen, Decken und Kissen, mit denen die Särge ausgestattet werden - und natürlich in erster Linie die Särge selbst. Diese kommen als Rohprodukte aus Rumänien, Österreich, Ungarn oder Italien und werden in Heber veredelt, mit mehreren Schichten Lack und metallenen Beschlägen versehen.

Knapp 3000 Särge sind am Lager, mehr als 10 000 Stück werden pro Jahr an Bestatter in ganz Norddeutschland ausgeliefert. Flexibilität wird groß geschrieben, so kann aus mehreren Holzarten gewählt werden, und auch ausgefallene Farbwünsche können erfüllt werden. Einen weiteren Trend beobachtet Uwe Kuhle derzeit: "Die Menschen werden immer größer und schwerer, in den vergangenen Jahren hat der Anteil der Schwergewichtigen dramatisch zugenommen." Misst ein Standardsarg zwei Meter in der Länge und 69 Zentimeter in der Breite, so werden mehr und mehr Übergrößen benötigt - bis 2,10 Meter Länge und 79 oder gar 85 Zentimeter Breite.

Auch für immer mehr Gewicht müssen die Särge heutzutage ausgelegt werden. War bisher bei 280 Kilogramm Schluss, so kommen nun wegen der steigenden Nachfrage Sargmodelle ins Programm, die Verstorbene mit bis zu 340 Kilogramm Körpergewicht aufnehmen können.