Ich liebe meinen Blumenhändler an der Ecke. Der Mann besitzt einen umwerfenden Charme und hat immer ein freundliches Wort oder fröhliches Lied auf den Lippen.

Beim ersten Sonnenstrahl in diesem Jahr erfreute er seine Kunden mit einem aus voller Brust geschmetterten "Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte." Eine bühnenreife Vorstellung!

Selbst wenn der kleine Laden gesteckt voll ist, verliert er nie seine gute Laune. "Immer mit der Ruhe und 'nem Veilchen im Knopfloch" sagt er, während er meinen Strauß aus roten und weißen Rosen bindet. Dann überreicht er ihn mir mit großer Geste und fast mediterran anmutender Grandezza mit den Worten: "Und noch einen dynamischen Tag, schöne Frau." Soviel Zuwendung beflügelt. Da ist die Welt auch morgens um neun schon in Ordnung.

Ganz anders heute früh. Gespannte Atmosphäre, muffige Gesichter und statt des stets freundlichen Mannes eine Frau im grünen Kittel, die in epischer Ruhe ein privates Telefonat führt. Als sie endlich fertig ist und ein Kunde sie zur Eile antreibt, ist sie gekränkt: "Ne alte Frau ist doch kein ICE", nölt sie. "Ich bin hier nur 14 Tage zur Aushilfe. Und wenn ich Ihnen nicht schnell genug bin, müssen Sie eben solange zur Konkurrenz gehen."

Die Dame neben mir schüttelt ungläubig den Kopf: "Wenn das der Besitzer wüsste", sagt sie und verlässt den Laden. Mir aber kommt ein ganz anderer Gedanke. Vielleicht hat unser Blumenhändler absichtlich diese Vertretung eingesetzt, damit wir ihn und seinen Service nach seiner Rückkehr umso mehr zu schätzen wissen!

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