Keine Notfallfahrpläne während des Streiks möglich, der Informationsfluss funktioniert nicht immer. Die Mitarbeiter des Unternehmes arbeiten am Limit

Lüneburg. Wer dieser Tage mit dem Metronom fahren will, sollte sich vor dem Weg zum Bahnhof informieren, ob der Zug überhaupt fährt. Und zwar am besten über elektronische Medien, wie zum Beispiel Twitter. Denn wegen des Lokführerstreiks steht jeweils erst morgens fest, welche Verbindungen ausfallen und welche nicht. Einen Sonderfahrplan gibt es beim Metronom während des Streiks nicht.

Wie der Informationsfluss funktioniert, erklärte Metronom-Sprecherin Hannah Kohn der Abendblatt-Redaktion: "Lokführer, die nicht streiken, melden sich bei Schichtbeginn zum Dienst. Dann wissen wir: Die Züge, die für den jeweiligen Kollegen im Dienstplan stehen, können fahren." Notfallfahrpläne könne die Metronom GmbH "aufgrund des hohen Organisationsgrads leider nicht leisten", so Kohn. Denn mehr als 90 Prozent der Metronom-Lokführer seien in der Gewerkschaft organisiert, und wenn alle von ihnen streiken, reiche das Personal für einen regelmäßigen Zugverkehr nicht.

Daher kann das Unternehmen erst morgens über die Züge am Vormittag informieren und mittags über die Züge am Nachmittag. "Wir erfahren ab 4 Uhr, welche Züge bis mittags voraussichtlich fahren können", sagte Kohn der Rundschau. "Und mit jedem Schichtwechsel werden die Karten neu gemischt."

Sobald Informationen über streikende oder arbeitende Lokführer vorliegen, gehen sie per E-Mail von der Einsatzzentrale an die Verwaltung und von dort innerhalb von Minuten auf die Homepage des Metronom und in den Informationsdienst "Twitter", sagte Kohn. Auch das Servicepersonal erfährt per Kurznachricht auf dem Handy, ob ein Zug fährt oder nicht.

Parallel dazu geht die E-Mail der Einsatzzentrale auch an die Deutsche Bahn (DB). Am Bahnhof ist die DB-Tochter "Station und Service" zuständig für die Information der Fahrgäste. "Auch während des Streiks werden die Reisenden über planmäßig und unplanmäßig verkehrende Züge informiert", sagte Bahn-Sprecherin Sabine Brunkhorst dem Abendblatt. "Und zwar je nach Informationsstand des Verkehrsunternehmens Metronom. Es werden Durchsagen gemacht je nach unserem Kenntnisstand. Wir sind auf das angewiesen, was uns zugeliefert wird."

Doch so reibungslos wie von den Unternehmen kommuniziert scheint der Informationsfluss nicht immer zu laufen. So erhalten Servicemitarbeiter teilweise Informationen über ihr Handy, dass ein bestimmter Zug fahren soll - er fährt dann aber nicht. Das berichtete eine Schaffnerin. Und als Dagmar Lierk wegen des Lokführer-Streiks eine halbe Stunde am Lüneburger Bahnhof auf ihren Zug warten musste, war die Rentnerin sauer: "Erst hieß es, der Metronom fällt aus, und erst der danach fährt. Dann kam er doch, mit 30 Minuten Verspätung - und dafür fiel der nächste aus. Das aber wurde nicht durchgesagt. Die Information der Fahrgäste läuft nicht gut."

Das musste auch eine Mitarbeiterin der Bahn am Fahrkartenschalter in Lüneburg zugeben: "Wir wissen leider oft nicht mehr als die Kunden", sagte sie. "Die Nachrichten gehen zuerst an den Service am Bahnsteig und dann zu uns."

Auf weitere Nachfrage sagte Edda Kleinichen aus der Presseabteilung der Metronom GmbH, die Angaben seien immer ohne Gewähr. Es könne passieren, dass Züge mit zu viel Verspätung früher umkehren und eine Teilstrecke nicht mehr bedienen, um nicht das gesamte System durcheinanderzubringen. Hinzu kämen Krankheiten und Unfälle auf der Strecke, die die Pläne durcheinanderbringen können.

Wie schwierig die Organisation des Zugverkehrs in Streikzeiten ist, macht zudem folgender Aspekt deutlich: So hatten während der Arbeitsniederlegungen bei der Deutschen Bahn im Februar und März dieses Jahres Lokführer zwar zunächst ihren Dienst angetreten - und es war davon auszugehen, dass der betreffende Zug fährt. Doch dann begannen die Kollegen ihren Streik erst zwei Stationen später, zum Beispiel am Hamburger Hauptbahnhof, wenn sie in Altona losgefahren waren. Oder aber der Dienst begann um 9 Uhr und der Streik erst um 11 Uhr. Davon jedoch ist der Metronom nicht betroffen, sagte Kleinichen. "Wenn ein Lokführer seine Zusage macht, fährt er seinen Dienst auch durch."

Mitarbeiter und Fahrgastbetreuer des Metronomen arbeiten derzeit am Limit, sagt sie: "Alle machen Überstunden, und gerade die Servicemitarbeiter bekommen den Unmut der Fahrgäste zu spüren."