Was man sich manchmal im Alltag wünscht, haben Lokführer: die absolute Blockademacht.

26 000 Lokführer gibt es. Sie können von heute auf morgen 6,5 Millionen Fahrgäste von den Reiseplänen abbringen. Streikt auch nur ein Lokführer, sitzen etwa 250 Menschen erst einmal fest. Keine andere Berufsgruppe kann den Alltag aus den Fugen heben, nicht die Metaller und auch nicht die Piloten. Geht auf der Schiene nichts mehr, sind die Auswirkungen immer unmittelbar, immer direkt. Wer so einen folgenreichen Hebel in der Hand hält, muss sich genau überlegen, ob und wann er ihn benutzt. Ausgerechnet die kleine Gewerkschaft GDL probt nun den Aufstand. Sie fordert einen einheitlichen Rahmentarifvertrag für alle Lokführer, gleichgültig, ob sie im Fern-, Nah- und Güterverkehr arbeiten, ob sie für die Deutsche Bahn oder für eine Privatbahn, wie eben Metronom, die Züge steuern. Die GDL will außerdem erreichen, dass Arbeitnehmer übernommen werden, auch wenn der Betreiber für die Strecke wechselt. Dumpinglöhne und Hire-and-fire-Verträge sollen also ein für allemal verhindert werden.

Das sind wichtige Gründe, gegenüber dem italienischen Mehrheitseigner des Metronom-Unternehmens klare Kante zu zeigen. In Italien ist man allerdings Generalstreikzustände, bei denen gar kein Zug mehr abfährt, schon gewohnt. Hierzulande sollte die GDL mehr Werbung in eigener Sache machen, wenn die Fahrgäste auf den Streik-Zug aufspringen und Verständnis zeigen sollen.